Testen

Das Testen ist mit die spannendste Phase der Ideenentwicklung. Hier können die potentiellen Nutzer*innen den Prototypen erstmals begutachten und ausprobieren und das Team erhält ehrliches Feedback auf die entwickelten Ideen.

Während dieses Prozesses erfährt das Team, ob die zuvor getroffenen Annahmen auch wirklich zutreffen, warum sie vielleicht nicht zutreffen und welche Verbesserungen es noch an seiner Idee bzw. seinem Prototyp vornehmen kann, um den Lösungsansatz zu optimieren oder gegebenenfalls nochmals komplett neu zu überdenken. Außerdem lassen sich beim Testen wichtige Rückschlüsse für ein präziseres Zielgruppenverständnis ziehen.

Schritte

Vorbereitung:

  1. Auswahl und Einladung der Tester*innen: Team wählt ca. fünf Vertreter*innen der Zielgruppe (neutrale Personen, die nicht an der Entwicklung beteiligt waren) aus, um direktes Feedback zum Prototyp zu erhalten.
  2. Zusammenstellen des Test-Teams bestehend aus:
    • Ein*e Moderator*in: Zuständig, den Kontext des Prototyps zu erklären, um dem*der Tester*in zu helfen, die Situation zu verstehen und Fragen zu stellen
    • Ein bis zwei Dokumentator*innen: Zuständig dafür, zuzuhören und Rückmeldungen direkt zu notieren
    • Ein*e Beobachter*in: Hat die wichtige Aufgabe, alles zu beobachten, was der*die Tester*in tut, inklusive emotionale Reaktionen, sich Notizen zu machen oder, wenn möglich, alles zu filmen.
  3. Planung des Testens: 
    • Definieren, was mit dem Testen erreicht werden soll
    • Definieren, was der*die Moderator*in den Nutzer*innen mitteilen soll z.B. nach dem NABC-Pitch-Raster (Vorlagenbox rechts)
    • Klare, einfache und offene Fragen definieren, die an die reale Situation der Testperson anknüpfen
    • Das vollständige Testszenario planen
  4. Das Team schafft einen angenehmen Rahmen für das Testen, so dass die Tester*innen auch motiviert sind, daran teilzunehmen, z. B. Getränke zur Verfügung stellen oder das Testen unter ein lustiges Motto wie „Gib deinen Senf dazu!“ stellen etc.
  5. Das Team richtet den Raum für das Testen her, z. B. stellt den Prototyp auf erhöhten, frei stehenden Tisch, der von Tester*innen auch umrundet werden kann etc.

Durchführung:

  1. Der*die Moderator*in präsentiert den Prototyp. Dabei ist darauf zu achten, nicht zu viele Details preiszugeben und suggestiv eine bestimmte Erwartungshaltung zu vermitteln, z.B. nicht zu sagen, wie alles funktioniert, wie Nutzer*innen davon profitieren etc. Die Tester*innen sollen den Prototyp selbst erleben. Die Idee soll nicht verkauft werden. Bei der Präsentation hilft z.B. die NABC-Methode (Vorlagenbox).
  2. Das Team beobachtet, wie die Tester*innen den Prototypen verwenden. Dabei ist wichtig, nach ihren Gedanken, Gefühlen etc. zu fragen, wenn sie den Prototyp begutachten. Es ist hilfreich, die Testperson laut denken zu lassen, sie dabei aber nicht beim Testen in eine Richtung zu drängen, sich bzw. den Prototypen zu rechtfertigen oder sie sogar zu korrigieren.
  3. Während die Tester*innen den Prototyp prüfen, fasst der*die Moderator*in nach, bspw. mit Fragen wie „Was meinen Sie, wenn Sie sagen...“, „Warum wenden Sie es auf diese Art an...?“, „Haben Sie bereits für eine ähnliche Erfahrung schon mal Geld ausgegeben?“, „Was finden Sie besonders gut/schlecht an dem Modell?, Warum?“ etc., um die dahinterliegende Motivation zu erfahren. 
  4. Der*die Dokumentator*in sammelt und notiert während des gesamten Prozesses das Feedback der Nutzer*innen (Feedback-Matrix in Vorlagenbox). Dieses Feedback hilft, die Idee weiter zu entwickeln und zu verbessern. Auch der*die Beobachter*in macht sich Notizen.
  5. Nach dem Test stellen der*die Dokumentator*in und Beobachter*in die Ergebnisse vor und das Team reflektiert den Prozess. Es wird priorisiert, welche Rückmeldungen für die weitere Entwicklung der Idee entscheidend sind und welche ggf. später noch relevant werden könnten.

Do's and Don'ts

  • Kein Verkaufsgespräch bei der Prototypvorstellung führen. Das Testen dient dazu, ehrliches Feedback von potentiellen Nutzer*innen zu erhalten.
  • Immer daran denken: Es ist nur ein Prototyp, nicht das Endprodukt, um das es in der Testphase geht.
  • Jedes Feedback wie ein Geschenk behandeln, auch wenn es negativ ausfällt. Es hilft dabei, die Idee weiter zu optimieren.
  • Nachhaken, wenn ein Feedback nicht klar formuliert ist.
  • Sollte das Testen mit unter 16-Jährigen durchgeführt werden, ist die Einwilligung der Erziehungsberechtigten einzuholen.

Allgemeine Informationen und Tipps zum Thema Testen finden sich im PDF „MFG Webinar Testing“ rechts in der Vorlagenbox.


 Dauer

Je Test ca. 20-30 min. + Nachbereitung

 

 Material

  • Stift
  • Papier
  • Flipchart
  • Prototyp
  • Timer

 

  Digitale Alternativen

  • Videokonferenzsystem (Zoom, Webex etc.)
  • Digitales Whiteboard-Tool (Miro, Mural etc.)
  • Digitales Prototyping Tool (Wireframe.cc, Proto.io etc.)

 

 Teilnehmende

  • Interdisziplinäres Team
    (4-6 Personen)
  • 5 Tester*innen aus der Zielgruppe, die noch nicht in die Ideenentwicklung involviert waren