Politsatire, die wachrütteln will

Im Tübinger Sommernachtskino hat Johannes Nabers „Curveball“ Baden-Württemberg-Premiere gefeiert.

von links Robert Gehring (Leiter Unit MFG Filmförderung), Regisseur Johannes Naber, Produzent Amir Hamz, Maria Dehmelt (MFG Filmförderung und Letizia Lang
Curveball-Premiere in Tübingen mit (v.l.) Robert Gehring (Leiter Unit MFG Filmförderung), Regisseur Johannes Naber, Produzent Amir Hamz, Maria Dehmelt (MFG Filmförderung) und Letizia Lang (Bon Voyage Films) | Foto: Veranstalter/Carsten Schuffert

Die dunklen Wolken am Tübinger Himmel passen zum dunklen Abschnitt jüngerer Zeitgeschichte, den Regisseur Johannes Naber (auch "Zeit der Kannibalen") in „Curveball“ aufgreift. Die Story des MFG-geförderten Films beruht auf einer „wahren Geschichte, leider“, Basis ist umfrangreiches Recherchematerial des Nachrichtenmagazins Der Spiegel zur Rechtfertigung des Angriffes auf den Irak im Jahr 2003 seitens der Amerikaner. Konkrete Beweise für die Produktion von biochemischen Waffen soll es nie gegeben haben. Und weiter: Die Hinweise kamen aus Deutschland und hatten sich - laut Recherchen - noch vor Kriegsbeginn als falsch herausgestellt.

Weltpremiere feierte der Film bereits 2020 auf der Berlinale, kurz vor dem ersten Corona-Shutdown und damit verbundenen Kinoschließungen. Im Interview mit Carsten Schuffert, Veranstalter des Sommernachtskino Tübingen, betonte Naber: "Es wird so wenig über den BND erzählt, endlich hat sich einmal jemand abgearbeitet an dieser komischen Behörde." Statt eines Thrillers hat sich der Regisseur für eine Politsatire entschieden, die Entscheidungen des Bundesnachrichtendienstes und dessen Strukturen aufs Korn nimmt - humorvoll, aber stark in der Botschaft: "Das Ganze wurde von hier aus - aus Deutschland - ins Rollen gebracht", ergänzte Produzent Amir Hamz.

„Was ist Wahrheit?“ – Diese Frage stellt der Film gleich zu Beginn und am Ende erneut. So überlässt er es den Zuschauer*innen, sich damit auseinanderzusetzen, welche Form der Wahrheit das politische Weltgeschehen gestaltet und welche Folgen das hat. Die Gewitterstimmung am Premierenabend nehmen die Zuschauer*innen nach dem Film unweigerlich mit.

Erfolg für „Curveball

Der Spielfilm „Curveball – Wir machen die Wahrheit“ ist für den Deutschen Filmpreis 2021 in den Kategorien „Bester Spielfilm“, „Bestes Drehbuch“ und „Beste männliche Nebenrolle“ nominiert. Am 1. September wurde der Überraschungserfolg im heute journal von ZDF vorgestellt.

 

Mehr Infos:
MFG-geförderte Filme im Sommernachtskino

Vorauswahl für den Deutschen Filmpreis

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