"Der Traum von der Arbeit in der Games-Branche ging in Erfüllung"

Im Interview gibt Anna Hörner Einblick in ihre Arbeit als Graphic Artist bei Gameforge und ihre Erfahrungen als Frau in der Games-Branche.

Die Interviewreihe hat zum Ziel, das Engagement und die Darstellung von Frauen in diesem Markt und in Computer- und Videospielen genauer zu beleuchten. | Grafik: Ingo Jürgens
| Stuttgart

Anna Hörner ist seit 2015 als Graphic Artist bei Gameforge in Karlsruhe tätig. Gameforge ist ein Publisher von beliebten Multiplayer Online- und Browsergames. Im Interview erzählt Anna Hörner von ihrer Arbeit als Graphic Artist und wie sie zu diesem Beruf gekommen ist.

Die Interviewreihe "Frauen in der Games-Branche in Baden-Württemberg" hat zum Ziel, das Engagement und die Darstellung von Frauen in diesem Markt und in Computer- und Videospielen genauer zu beleuchten.

Wie bist du in die Games-Branche eingestiegen?

Mein Traum, in der Games-Branche zu arbeiten, wurde entfacht, als 1996 Tomb Raider rauskam. Lara Croft war die erste weibliche Videospielfigur, mit der ich mich identifizieren konnte. Sie ist sehr feminin, aber gleichzeitig abenteuerlustig und stark. Das hat mich so beeindruckt, dass ich dachte, eine breitere Darstellung von Frauen in Videospielen wäre etwas, was mehr Gamer genießen und davon profitieren könnten. Später habe ich angefangen, meine eigenen Spiele mit dem RPG Maker 2000 zu erstellen. Nach meiner Ausbildung als Mediengestalterin habe ich für Agenturen gearbeitet. Das war aber nichts für mich, bis ich zu Gameforge gewechselt habe. Zu dieser Zeit habe ich meinen Bachelor in Intermediales Design in Pforzheim abgeschlossen. Seit fast zehn Jahren bin ich nun als Graphic Artist bei Gameforge tätig und liebe jede Minute davon.

Was macht ein Graphic Artist genau?

Als Graphic Artist ist es meine Aufgabe, den Stil und die Ästhetik unserer Spiele zu verstehen und zu pflegen. Ich studiere das Konzept der Spiele, arbeite eng mit unserem Art Director und anderen Teams zusammen und halte mich an detaillierte Stilrichtlinien, damit alle visuellen Elemente aufeinander abgestimmt sind. Unsere erstellten Assets enthalten eine gute Balance zwischen bekannten Elementen und neuen Ideen. Es ist wichtig, bei der Gestaltung von Spielelementen oder Marketingmaterialien originell zu sein, sich aber trotzdem an die Vorgaben zu halten. Man muss sich anpassen und visuelle Herausforderungen lösen, um das Spielerlebnis zu verbessern.

Wie ist das Geschlechterverhältnis bei Gameforge?

Ungefähr 1/3 einer Belegschaft von derzeit 300 Mitarbeitern. Man könnte also sagen, etwa 100 Frauen, mehr oder weniger.

Ergreift Gameforge bestimmte Maßnahmen, um Frauen zu stärken oder als Arbeitgeber attraktiv zu sein?

Bei Gameforge haben wir Recruiting-Assets geschaffen, die sicherstellen, dass Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen werden und wir uns darauf konzentrieren, qualifizierte Fachkräfte unabhängig vom Geschlecht zu finden. Unsere Belegschaft ist bemerkenswert vielfältig: Etwa ein Drittel unseres Teams besteht aus Frauen, was höher ist als bei vielen anderen Gaming-Unternehmen weltweit und in Deutschland. Frauen haben zahlreiche Führungspositionen im gesamten Unternehmen inne, darunter auch Positionen im Vorstand, und auch in meinem Team sind die meisten Leute Frauen. Diese Vielfalt ist ein wichtiger Aspekt, der Gameforge zu einem attraktiven und integrativen Arbeitgeber macht.

Welche Herausforderungen gibt es deiner Meinung nach für Frauen in der Games-Branche?

Was ich derzeit sehr oft erlebe, sind laute Stimmen im Internet, die auf negative Vorfälle in der Spieleindustrie hinweisen, was Frauen aufgrund von Bedenken über Arbeitszeiten und -bedingungen abschrecken könnte. Während diese Herausforderungen an manchen Orten sehr real sind, sind nicht alle Studios gleich. Ich bin froh, bei Gameforge zu arbeiten, wo diese Probleme eher ein externer Mythos als unsere interne Realität sind. Gameforge stellt Gleichberechtigung über bloße Inklusion und sorgt dafür, dass sich jeder gehört und respektiert fühlt, unabhängig von Geschlecht, Nationalität, Alter usw. Ich hoffe, dass sich keine Frau von negativen Vorfällen einschüchtern lässt und der Branche eine Chance gibt.

Und zum Schluss würde mich noch interessieren: Was ist aktuell dein Lieblingsgame?

Ein Spiel, das ich in letzter Zeit viel gespielt habe, war "Amored Core 6" von FromSoftware. Ich freue mich auch sehr darauf, Under a Rock und Cubio mit meinen Freunden zu spielen, sobald sie in naher Zukunft endlich veröffentlicht werden!

Games BW

Die MFG Baden-Württemberg unterstützt Entwickler*innen und Games-Unternehmen aus dem Südwesten: Unter dem Label Games BW bietet die MFG finanzielle Förderung, Gründungsprogramme sowie Vernetzungs- und Vermittlungsangebote für die Games-Branche an. Auf der Plattform Games BW zeigt die MFG die Vielfalt dieser lebendigen Games-Szene und schafft Sichtbarkeit. Games BW wird gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden- Württemberg.

Quelle: Zoe Jakob / MFG Baden-Württemberg
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