Das Theater wird zum Labor: Nach dem erfolgreichen Europäischen Theaterfestival widmet sich das Schauspiel Stuttgart Ende Mai einem weiteren prägenden Phänomen unserer Gegenwart. Beim ersten "Innovationslabor Zukunft" vom 28. Mai bis 1. Juni 2025 steht die Künstliche Intelligenz im Mittelpunkt – jenseits rein digitaler Räume.
Vier künstlerische Forschungsprojekte zu KI
Die Experimente sind vielfältig: Im Zentrum stehen vier speziell entwickelte künstlerische Projekte. Regisseur Wilke Weermann übergibt bei "Die Verwandlung des Gregor Samsung" die Regie einer KI namens "MeMo", die Szenen schreibt, Choreografien entwickelt und das Bühnenbild gestaltet. Bei Florian Ettis Inszenierung "Das letzte Band" von Samuel Beckett verwischen die Grenzen zwischen Gegenwart und Erinnerung, zwischen Schauspieler und Avatar.
Studierende der Hochschule der Medien Stuttgart präsentieren mit "Weltenspringer" eine Live-Performance, die physisches Theater mit digital animierten, dreidimensionalen Welten verbindet. Mittels Motion-Capture-Technologie schlüpfen die Darsteller in animierte Avatare. Und Alessa Bollacks "Kostja" (frei nach Anton Tschechow) erforscht mit einer eigens entwickelten KI die Grenzen zwischen physischer Welt und digitalem Nachleben.
Internationale Theaterpioniere zu Gast
Besondere Highlights bietet das Rahmenprogramm: Das katalanische Theaterkollektiv La Fura dels Baus stellt in einem Workshop die Arbeit ihres Forschungszentrums Fundación Épica vor und präsentiert ihre KI-App Kaliope. Mit "Uncanny Valley" von Stefan Kaegi/Rimini Protokoll erleben die Besucher zudem eine Lecture Performance, in der ein animatronisches Double des Schriftstellers Thomas Melle anstelle des Autors auftritt.
Diskurs mit hochkarätigen Experten
Die Eröffnung am 28. Mai gestalten Wissenschaftsministerin Petra Olschowski und zwei führende Stimmen zur KI: Der Informatiker und Körber-Preisträger Bernhard Schölkopf spricht über die Frage "Ist KI intelligent?", während der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar "Mensch und Maschine – wer programmiert wen?" beleuchtet.
In zahlreichen Keynotes, Panels und Gesprächen treffen weitere Experten aus Wissenschaft, Philosophie und Kunst aufeinander, darunter die Philosophin Judith Simon (stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Ethikrats), der oscarprämierte Regisseur Jan Pinkava, der Dramatiker Thomas Köck sowie Veronika Liebl (Festivaldirektorin der Ars Electronica) und Alistair Hudson (Leiter des ZKM Karlsruhe).
SWR Kultur mit vier Experten-Gesprächen
Der SWR begleitet das Festival mit vier Diskussionen zu unterschiedlichen Perspektiven: Filmproduzent Nico Hofmann (UFA) fragt "Ist KI gut für den Film?", Michael Resch (Leiter des Höchstleistungsrechenzentrums Stuttgart) ergründet "Kann KI Kultur?", der Bildungsforscher Ulrich Trautwein untersucht "Fördert KI die Bildung?" und Ingenieurin und Autorin Kenza Ait Si Abbou beleuchtet "Besitzt KI emotionale Intelligenz?".
Leibinger Begegnungen als festlicher Abschluss
Den krönenden Abschluss bilden die Leibinger Begegnungen am Sonntag mit einem KI-Konzert des Stuttgarter Kammerorchesters und Roberto di Gioia sowie einer Diskussionsrunde zum Thema "KI & Kultur" mit der Philosophin Lisa Schmalzried, dem Wissenschaftler Michael Resch, Schauspiel-Geschäftsführer Sven Meyer und Kammerorchester-Intendant Markus Korselt.
Infos und Tickets
Das Innovationslabor Zukunft wird gefördert durch das Staatsministerium und das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Ulrich Dietz/GFT Technologies und die Berthold Leibinger Stiftung. Tageskarten kosten für die ersten beiden Tage je 40 Euro (ermäßigt 20 Euro), für die weiteren Tage je 12 Euro (ermäßigt 7 Euro). Tickets sind telefonisch unter 0711 20 20 90 und auf schauspiel-stuttgart.de erhältlich.