"Im Ländlichen Raum ist die Kultur- und Kreativwirtschaft ein wichtiger Standortfaktor"

Interview mit Peter Hauk MdL, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg zum Start der Umsetzungsphase von "KreativLand BW gestalten!".

Ein Mann mit Anzug und Brille.
Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Peter Hauk MdL. | © Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg/KD Busch
| Stuttgart

Mit dem Ideenwettbewerb KreativLand BW gestalten! startet ein neues Kapitel für die Kultur- und Kreativwirtschaft im Ländlichen Raum Baden-Württembergs. Acht Projekte aus ganz unterschiedlichen Landesteilen gehen nach der Wettbewerbs- und Auswahlphase in die Umsetzung. Gefördert wird das Projekt der MFG Baden-Württemberg vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg. Wir haben Minister Peter Hauk MdL gefragt, warum gerade die Kultur- und Kreativwirtschaft für die Entwicklung ländlicher Regionen so wichtig ist und was das Land damit langfristig erreichen will.

Herr Minister, warum setzt sich Ihr Haus aktiv für die Kultur- und Kreativwirtschaftsförderung in den ländlichen Regionen Baden-Württembergs ein?

Im Ländlichen Raum ist die Kultur- und Kreativwirtschaft längst ein wichtiger Standortfaktor – für Lebensqualität, Innovation und regionale Identität. Mit KreativLand BW gestalten! wollen wir genau diese Potenziale sichtbar machen und diese innovative Wirtschaftsbranche gezielt fördern.

Was war für Sie ausschlaggebend, das von der MFG konzipierte und realisierte Modellprojekt KreativLand BW gestalten! zu fördern?

Die zugrundeliegende Studie KreativLand BW hat uns klar gezeigt: Es gibt viele Kultur- und Kreativunternehmen außerhalb der großen Städte – aber sie brauchen bessere Rahmenbedingungen. KreativLand BW gestalten! ist für uns ein Pilotprojekt mit Modellcharakter.

Die acht geförderten Initiativen und Projekte machen sehr konkret sichtbar, wie breit das Themenspektrum in der Kreativwirtschaft im Ländlichen Raum ist: Das Projekt "Roomdoo" etwa digitalisiert den Zugang zu Kreativarbeitsplätzen in ländlichen Räumen – von Tonstudio bis Fotoloft. Und mit dem "Zukunftsort Schloss Blumenfeld" wird beispielsweise ein historisches Denkmal zu einem lebendigen "dritten Ort" für interdisziplinäre Zusammenarbeit und kulturelle Teilhabe weiterentwickelt.

Warum braucht der Ländliche Raum speziell solche Impulse?

In Städten ist die kreative Infrastruktur meist dichter und besser vernetzt. In ländlichen Regionen hingegen leisten viele Kreative echte Pionierarbeit. Sie brauchen gezielte Unterstützung – bei Sichtbarkeit, Netzwerken oder Raumnutzung. Die Kreativwirtschaft kann hier enorm viel bewegen: Sie bringt Menschen zusammen, treibt Innovationen in Wirtschaft und Gemeinden an und schafft neue Perspektiven.

"BooT – Berufsorientierung on Tour" ist hier ein gutes Beispiel: Das Projekt stärkt die Nachwuchsarbeit, indem es Schülerinnen und Schüler in Schwäbisch Gmünd und Umgebung frühzeitig mit kreativen Berufsbildern in Kontakt bringen und lokale Strukturen für Praktika und Kooperationen schaffen will. So entstehen zukünftig nicht nur neue Perspektiven für Jugendliche, sondern auch für kleine Kreativunternehmen, die sich aktiv in die Berufsorientierung einbringen können.

Was braucht es – neben inspirierenden Schaffensräumen – damit Kreativität auf dem Land wirken kann?

Begegnung ist der Schlüssel. Wo Menschen aus unterschiedlichen Bereichen miteinander ins Gespräch kommen, entstehen neue Ideen. Deshalb setzen wir nicht nur auf Räume, sondern auf Formate, die Austausch ermöglichen – in Gemeinden, Regionen und über Branchengrenzen hinweg.

Mit den zukünftigen "Creative Pitch Nights Nordschwarzwald" etwa erleben wir genau das: Kreativschaffende treten mit ihren Projekten auf kleinen Bühnen im Nordschwarzwald auf, ergänzt durch Musik, Kunst oder Spoken Word. Das macht die Kreativwirtschaft im Ländlichen Raum sicht- und erlebbar – für ein breites Publikum.

Wo sehen Sie die langfristigen Chancen solcher Projekte für den Ländlichen Raum?

Projekte wie KreativLand BW gestalten! tragen dazu bei, den Ländlichen Raum als attraktiven Lebens- und Arbeitsort zu stärken. Die Kultur- und Kreativwirtschaft ergänzt bestehende Strukturen – sie verdrängt niemanden, sondern bringt neue Dynamik.

Ein sehr gelungenes Beispiel dafür ist das geplante Projekt "Boden.See.Kreativ. – Creative LAB" in der Bodenseeregion: Hier wollen die Gewinnerinnen gezielt Schnittstellen schaffen zwischen Kreativschaffenden und regionalen Unternehmen – etwa aus dem Handwerk oder der Tourismuswirtschaft. Indem kreative Lösungsansätze mit unternehmerischen Fragestellungen verknüpft werden, entstehen neue Formen der Zusammenarbeit, die beiden Seiten nutzen. Das stärkt nicht nur die regionale Wirtschaft, sondern fördert auch die Innovationsfähigkeit ländlicher Räume insgesamt.

Was wünschen Sie sich für die kommenden Monate?

Ich wünsche mir, dass die acht durch KreativLand BW gestalten! geförderten Projekte nachhaltig in unserer Gesellschaft und Wirtschaft wirken – und Vorbildcharakter für andere Regionen haben. Wir brauchen kreative Initiativen, branchenübergreifende Kooperationen und nachhaltige Strukturen, die auch über die Projektlaufzeit hinaus Bestand haben. Und ich hoffe, dass viele Kommunen offen sind für neue Impulse aus der Kultur- und Kreativwirtschaft.

Quelle: MFG Baden-Württemberg
Bitte weitersagen. Teilen Sie diesen Beitrag.