Gastbeitrag: Künstliche Intelligenz im Museum als Revolution in der Kunst- und Kulturerfahrung

Expertin Daniela Vey gibt eine Einführung in die Anwendung von KI in der Museumskommunikation.

Mensch tippt an Laptop, dazwischen schwebt ein Bild "Chat AI"
Museen können Künstliche Intelligenz für ihre Kommunikation nutzen – Daniela Vey erklärt wie. | © Adobe Stock
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Als Informationsdesignerin beschäftigt sich Daniela Vey regelmäßig mit der Frage, wie und mit welchen Projekten sie gewünschte Zielgruppen am besten erreichen kann, von Websites über Apps und Plattformen bis hin zu Social Media Strategien. Für den Mai-Newsletter aus dem MFG Kompetenzbereich Digitale Kultur gibt sie im Folgenden eine Einführung in das Thema KI in der Museumskommunikation. 

Künstliche Intelligenz (KI) eröffnet im digitalen Zeitalter vollkommen neue Perspektiven, Kunst und Kultur zu erleben und zu vermitteln. Von maßgeschneiderten Führungen, die genau auf die Vorlieben der Besucher abgestimmt sind, bis hin zur interaktiven Vermittlung komplexer kultureller Inhalte – KI hat das Potenzial, die Art und Weise, wie Informationen präsentiert und aufgenommen werden, grundlegend zu verändern.

KI in der Öffentlichkeitsarbeit von Museen

In der Öffentlichkeitsarbeit von Museen revolutioniert KI die Möglichkeiten der Zielgruppenansprache und Content-Erstellung. Sie hilft nicht nur, Zeit zu sparen, sondern bietet auch diverse Tools, um inspirierende und informative Erlebnisse zu schaffen.

Tools wie ChatGPT oder Google Gemini können sehr hilfreich sein, um die Bedürfnisse Ihrer Zielgruppen (noch) besser zu verstehen. Lassen Sie sich zum Beispiel detaillierte Persona-Steckbriefe erstellen und mögliche Fragen ausgeben, die diese Menschen zu Ihrem Museum, einem Künstler oder einer Ausstellung haben könnten.

Geben Sie zusätzlich einige Ihrer bisherigen Texte ein, damit die KI Ihren bisherigen Stil analysieren kann. Basierend darauf können Sie nun optimierte Beiträge für Instagram oder LinkedIn erstellen, die perfekt auf Zielgruppe und Kanal zugeschnitten sind.

Praxistipp: ChatGPT liefert sprachlich die besseren und kreativeren Texte, während Gemini präziser bei der Recherche ist. Wer unterschiedliche Modelle nutzen möchte, dem sei ein Abo bei you.com empfohlen – hier kann man je nach Aufgabe wählen. Besonders spannend: Der "Research"-Bereich. Bei der Bezahl-Version bieten sich dafür Scholar-GPT oder Consensusan.

Vorsicht Halluzination: Achtung bei der Recherche

KI-Tools eignen sich leider nur begrenzt zur Recherche, denn immer wieder treten sogenannte Halluzinationen auf, das heißt eine KI gibt unvollständige oder falsche Antworten. Dieses Phänomen kann auf unvollständigen, verzerrten oder falschen Trainingsdaten beruhen. Die Modelle suchen Muster in großen Datenmengen und können dabei natürlich auch zu fehlerhaften Schlüssen kommen. Daher empfiehlt es sich immer, die Inhalte, die man nicht selbst bereitgestellt hat, noch einmal fachlich zu überprüfen.

Analyse-Hilfe für Besucherdaten

KI-Tools können unglaublich hilfreich sein bei der Analyse von größeren Datenmengen. So ließen sich zum Beispiel Daten über Besucherwege oder Feedback zu Führungen beziehungsweise einzelnen Ausstellungsstücken auswerten. So ließen sich Ausstellungskonzepte vorab optimieren, die Öffentlichkeitsarbeit anpassen und individuelle digitale Touren ableiten.

SEO und Content-Strategie mit KI

ChatGPT kann auch eine wertvolle Unterstützung bei der SEO-Optimierung von Texten auf Museumswebsites sein. Indem es relevante Keywords integriert und dabei hilft, natürliche und leserfreundliche Texte zu formulieren, wird die Sichtbarkeit der Website verbessert. So trägt es dazu bei, dass Museumswebsites höhere Rankings erreichen und mehr Besucher anziehen.

Praxistipp: Geben Sie ChatGPT die Rolle "SEO-Experte und Texter" und bitten Sie es darum, die Texte zusätzlich gut zu strukturieren. Sie können außerdem die Frage stellen, was Sie noch tun können, damit der Text besser auf Google auffindbar wird.

Kreative Prozesse und AI

Die Zusammenarbeit mit KI erfordert oft mehrere Anläufe. Erst durch gezieltes Nachfragen und Lenken der KI in spezifische Richtungen ergeben sich auch ungewöhnlichere und kreativere Ideen. Nutzen Sie KI als Sparringspartner in Ihrer Ideenfindung, aber geben Sie sich nicht mit dem erstbesten Ergebnis zufrieden.

Bildgenerierung und Visualisierung durch KI

Ein weiteres spannendes Anwendungsfeld für KI in Museen ist die Generierung von Bildern, die historische Persönlichkeiten und ihre Lebenswelten visualisieren. Tools wie Midjourney, DALL-E (Teil von ChatGPT) oder NightCafé können Bilder im Stil bestimmter Epochen oder Künstler erzeugen, was besonders dann nützlich ist, wenn originale Kunstwerke nicht öffentlich gezeigt werden dürfen oder es zum Beispiel wie in der Urgeschichte keine gibt.

KI-Bilder können dazu beitragen, die Atmosphäre einer Epoche zu rekonstruieren und dem Besucher ein tieferes Verständnis der dargestellten Ära zu vermitteln. Aber auch die Bildsprache eines Künstlers lässt sich neu einordnen und aus neuer Perspektive betrachten. Ein schönes Beispiel: Der Instagram-Kanal "thenonmuseum".

Videoproduktion leicht gemacht

Das Erstellen von Videokonzepten, besonders für Plattformen wie Instagram Reels oder TikTok, kann herausfordernd sein zumindest wenn man kein Social Media Experte ist. ChatGPT kann hierbei unterstützen, kreative Ideen zu entwickeln und detaillierte Konzepte zu erarbeiten – von der Kameraeinstellung bis zum Sprechertext.

Mit Tools wie Runway kann man noch einen Schritt weiter gehen und entweder kurze Videos mit KI erstellen oder die Bilder selbst zum Leben erwecken. Hier finden Sie ein Youtube-Beispiel.

Mit HeyGen wiederum können Avatare erstellt werden – Kunstfiguren, eigene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder historische Künstlerinnen und Künstler. Zu einem Beispiel geht es hier.

So können Erklärvideos erstellt werden, die den Betrachter wirklich in die (historische) Welt dieser Epoche oder Person eintauchen lassen. Dies kann insbesondere bei der Visualisierung prähistorischer Kulturen und Epochen sehr hilfreich sein.

KI fördert Kreativität der Besucher

Interaktive Installationen – egal ob online oder vor Ort – die es Besuchern ermöglichen, eigene Fotos im Stil berühmter Künstler zu gestalten, können ebenfalls mithilfe von KI umgesetzt werden. Solche spielerischen Elemente fördern nicht nur die Interaktion, sondern auch das persönliche Erlebnis von Kunst.

So könnte man beispielsweise eine "Photo-/Videobox" anbieten, die die Besucher selbst in einer bestimmten Epoche mit entsprechenden Outfits zeigt oder als Meisterwerk eines ausgesuchten Künstlers. So etwas ließe sich zum Beispiel mithilfe von Stable Diffusion realisieren.

Heiß diskutiert: Urheberrecht und KI

Die Diskussion um das Urheberrecht ist aktuell sehr relevant und komplex, da es die Schnittstelle zwischen Technologie und Recht berührt. Vieles ist noch ungeklärt. Aktuell können mit KI erstellte Werke nicht urheberrechtlich geschützt werden. Urheberrechtlich geschützte Werke sollte man nicht selbst auf KI-Plattformen hochladen, da diese sonst in den Trainingsdatensatz aufgenommen werden könnten.

Praxis-Tipp: Adobe bietet mit Firefly das rechtlich aktuell sicherste System zur Bilderzeugung, da ausschließlich mit deren eigenen Daten trainiert wurde.

Ein Lesetipp: Rechtsanwalt Dr. Carsten Ulbricht beantwortet aktuelle Fragen zum Thema auf seinem Blog Recht 2.0.

Fazit: KI als Katalysator für Museumserlebnisse

KI bietet Museen eine Vielzahl von Möglichkeiten, innovative, ansprechende und lehrreiche Erlebnisse zu schaffen. Von der Erstellung personalisierter Texte über die Generierung von Bildern bis hin zu interaktiven und pädagogischen Videos ermöglicht KI eine neue Dimension des Museumserlebnisses. Museen können durch den Einsatz dieser Technologien ihre Ausstellungen bereichern, ein breiteres Publikum erreichen und tiefere Beziehungen zu ihren Besuchern aufbauen.

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Quelle: Autorin: Daniela Vey
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