Die Kreativwirtschaft ist Teil der Lösung

Die Talkrunde „Auf dem Weg zur klimaneutralen Kultur- und Kreativwirtschaft“ am 22. September 2022 bildet den Auftakt einer grünen Veranstaltungsreihe der MFG Baden-Württemberg

Motiv Nachhaltigkeit
Grüne Ideen bewegen die Kultur- und Kreativwirtschaft | Bild: Adobe Stock

Hitzesommer mit Waldbränden und Überschwemmungen, die erneuerbaren Energien als Gas-Alternative – wo früher das Sommerloch war, wird heute heiß diskutiert. Dass die Klimakrise das drängendste Thema unserer Zeit ist, ist inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Aber wie geht man damit um – als Privatperson, als Bürger*in, als Unternehmer*in? Was kann man tun, außer weniger zu fliegen und Wasser zu sparen? Wie kann man eine nachhaltigere Wirtschaft herbeiführen und mitgestalten?

Die Kultur- und Kreativwirtschaft kann viel beitragen zu den notwendigen Transformationsprozessen, die unmittelbar anstehen. Viele Kreative arbeiten derzeit an Lösungen für eine grünere Zukunft, etablieren mehr Nachhaltigkeit in ihren Bereichen, aber auch darüber hinaus. An der Schnittstelle zu anderen Branchen kann die Kreativwirtschaft mit ihren agilen Denkweisen und iterativen Vorgehen zum Innovationstreiber werden.

Filmschaffende zeigen, wie sich ressourcenschonende Produktionsmethoden umsetzen lassen, Pionier*innen der grünen Veranstaltungswirtschaft etablieren Mindeststandards für klimaneutrale Events, Animations-Expert*innen beleuchten die Auswirkungen von virtuellen Technologien auf die Klimabilanz der Unterhaltungsindustrie. Was können die verschiedenen Nachhaltigkeitsinitiativen voneinander lernen? Was haben sie erreicht, welche Herausforderungen erwarten sie jetzt?

Nachhaltigkeits-Expert*innen im Interview

Bei der Online-Talkrunde der MFG Baden-Württemberg am 22. September 2022 diskutieren fünf Nachhaltigkeits-Expert*innen genau das. „Auf dem Weg zur klimaneutralen Kultur- und Kreativwirtschaft“ stellen sie aktuelle Initiativen vor und sprechen über konkrete Umsetzungsschritte. Mit dabei sind unter anderem Birte Boysen, die bei Umwelttechnik BW den Bereich Industrieller Klimaschutz leitet, und Stefan Lohmann von Sustainable Event Solutions, der die 16 Steps Initiative für eine klimaneutrale Veranstaltungswirtschaft bis 2025  mitinitiiert hat. Im Interview mit der MFG Redaktion erzählen sie, was sie bewegt und wie sie vorgehen:

Wie macht ihr Baden-Württemberg (und die Welt) ein bisschen grüner?

Birte Boysen: Nachhaltiges Wirtschaften ist Leitprinzip geworden und kein Lippenbekenntnis mehr. Wir begleiten baden-württembergische Unternehmen, ihren Beitrag zur Klimaneutralität zu einer Erfolgsgeschichte zu machen. Das können wir, weil wir sie verstehen.

Stefan Lohmann: Mit unserem kostenfreien Sustainability Rider mit Checkliste sowie unserer kostenfreien Datenbank mit nachhaltigen Event-Lieferant*innen machen wir Veranstaltungen und die Veranstaltungswirtschaft auch in Baden Württemberg mehr als nur ein bisschen grüner.

Welche Hürden müsst ihr dabei überwinden?

Stefan Lohmann: Eins der größten Probleme ist, die Entscheider*innen der Politik und Wirtschaft zu erreichen. Es geht darum, die Veranstaltungswirtschaft als Teil der Lösung zu verstehen. Denn die Veranstaltungswirtschaft erreicht mit ihren Events nahezu alle und wenn wir Nachhaltigkeit und nachhaltige Lösungen mit Events erlebbar machen, dann kann das ein positiver Kipppunkt werden. Zumal die Eventbranche zusammen mit den Kommunen und Stadtwerken mehr regenerative Energie herstellen und einsparen kann, als die Branche verbraucht – zum Beispiel mit solarüberdachten Parkplätzen an Stadien oder Messehallen, mit denen man die Event Locations zu Energy Hubs ausbauen kann.

Was ist der erste Schritt auf dem Weg zur klimaneutralen Kultur- und Kreativwirtschaft?

Birte Boysen: Wir fördern baden-württembergische Unternehmen und bauen Kompetenzen auf. Und wir vernetzen die richtigen Akteure. So können wir umwelttechnische Innovationen ermöglichen.

Stefan Lohmann: Dringlichkeit und Unumgänglichkeit zu verstehen, ist Grundvoraussetzung. Und dann schnell ins Handeln zu kommen. Geredet wurde genug. Die Wissenschaft und der Weltklimarat haben alle Beweise und Handlungsschritte auf den Tisch gelegt. Jetzt müssen wir in der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft entsprechend handeln.

Und was für langfristige Ziele seht ihr am Horizont?

Stefan Lohmann: Schritt für Schritt das eigene Handeln immer nachhaltiger ausrichten. Dafür haben wir die 16 Steps Initiative für eine klimaneutrale Veranstaltungswirtschaft gestartet. Nachhaltiges Wirtschaften ist der einzig zukunftsfähige Weg für alle Unternehmen – das schreibt schon das Klimaschutzgesetz vor.

Birte Boysen: Je umfassender wir Unternehmen darin unterstützen können, industrielle Nachhaltigkeit zu erreichen, desto kraftvoller werden sie. Sie werden langfristig zum Motor des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritts, zu dem auch eine klimaneutrale Kultur- und Kreativwirtschaft gehört

Was wollt ihr von anderen lernen?

Stefan Lohmann: Nachhaltigkeit ist ein Prozess, die nachhaltigste Lösung von heute ist nicht unbedingt die nachhaltigste Lösung für morgen. Ich bin immer auf der Suche nach nachhaltigen Lösungen für die Transformation der Veranstaltungswirtschaft hin zu einer nachhaltigen und klimaneutralen Kreislaufwirtschaft.

Birte Boysen: Darüber sprechen wir am 22. September. Ich bin gespannt und freue mich auf den Austausch und neue Ideen.

Talkrunde zu aktuellen Nachhaltigkeitsinitiativen

Die Vernetzungsveranstaltung Auf dem Weg zur klimaneutralen Kultur- und Kreativwirtschaft findet am 22. September 2022 von 17 bis 19 Uhr online statt. Neben Birte Boysen und Stefan Lohmann diskutieren Philip Gassmann, Mitinitiator der Initiative  Green Motion , und Dirk Schmidt, BizzTech, mit Maria Dehmelt, Dozentin für nachhaltige Filmproduktion.

In der Film- und Medienbranche ist die MFG Baden-Württemberg mit der Initiative Green Shooting bundesweit Vorreiterin. Die Initiative zielt auf möglichst ressourcenschonende Produktionsmethoden in der Filmherstellung ab. Um diese zu erreichen, wurden ökologische Mindeststandards für die gesamte Branche erarbeitet. 

Weitere Veranstaltungen zur grünen Kultur- und Kreativwirtschaft sind in Planung. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Interview: Ines Goldberg

Mehr Infos:

Zur Anmeldung 
16 Steps Initiative für eine klimaneutrale Veranstaltungswirtschaft bis 2025 
Umwelttechnik BW

Green Shooting 
Green Motion 
Süddeutsche Zeitung: Was die Klimakrise bedeutet

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