„Türöffner zu neuen Universen“

Zwei Ideentanke Gewinner*innen aus der letzten Runde sprechen über ihre Erfahrungen mit der Buchwelt

Auf der Ideentanke 2019 haben die Aussteller ihre innovativen Lösungen für den Buchmarkt den Besuchern der Buchmesse vorgestellt.
Auf der Ideentanke 2019 haben die Aussteller ihre innovativen Lösungen für den Buchmarkt den Besuchern der Buchmesse vorgestellt. | Bild: MFG Baden-Württemberg / Thomas Tratnik

In den turbulenten Zeiten der Buch- und Verlagswelt sind Innovationen für die Zukunft gefragt. Die Ideentanke Alumni Deborah Köngeter von Manyprint Solutions aus Stuttgart und Michael Schranner von S.M.I.L.E aus Ludwigsburg haben ihre kreativen Lösungen für den Buchmarkt auf der Ideentanke 2019 auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt.

Mit der Software ManyPrint Solutions ermöglichen Deborah Köngeter und Tobias Köngeter relevantere und aktuellere Inhalte in Printprodukten sowie effizienteres Publizieren. Michael Schranner und sein Team schaffen mit S.M.I.L.E ein Erlebnis, das die klassischen Grenzen eines Kinderbuchs durchbricht. Es kombiniert die zauberhafte Welt von Wimmelbildern mit Abenteuern in Augmented Reality. Im Interview sprechen Deborah Köngeter und Michaeal Schranner über ihre Erfahrungen mit der Buchwelt, ihre Herausforderungen – und wie sie die Ideentanke erlebt haben.

Bis 2. März 2020 sucht die MFG Baden-Württemberg mit der Ideentanke auch in diesem Jahr kreative Start-ups mit neuen Ideen, Innovationen und Formaten. Sechs Teams gewinnen einen Platz an der Ideentanke auf der Frankfurter Buchmesse und ein umfassendes Unterstützungsprogramm. Das Bewerbungsverfahren läuft unkompliziert online: https://bit.ly/ideentanke-wettbewerb

Wie habt ihr die Buchwelt erlebt?

Michael Schranner: Wir waren überwältigt, durch die Ideentanke haben wir auf der Frankfurter Buchmesse einen tiefen Einblick in die Verlagswelt bekommen. Für uns hat sich ein ganz neues Universum eröffnet und wir haben tolle neue Kontakte gewonnen.

Deborah Köngeter: Vor der Buchmesse haben wir wie empfohlen versucht, Verlage und Verlagsdienstleister zu kontaktieren, mit denen wir uns auf der Messe austauschen wollten. Das mit den Kontakten war nicht immer so einfach, aber die MFG hat uns so manche Tür geöffnet.

Sind die Verlage offen für Neues?

Schranner: In unserem Fall haben wir unglaublich positives Feedback bekommen. Im Vorfeld am Telefon war es allerdings schwierig, an die richtigen Ansprechpartner*innen heranzukommen. Wir hatten das Gefühl, dass sich die Verlage besonders für unseren digitalen Storytelling-Ansatz interessieren und unsere Kompetenz als sinnvolle Erweiterung für ihre Verlagsprodukte sehen.

Köngeter: Grundsätzlich sind die Verlage offen für Neues. Aber die meisten Verlage denken in sehr großen Zeiträumen. Das ist immer wieder mit unseren Vorstellungen kollidiert, zu einer Idee gemeinsam ins Gespräch zu kommen und sie dann auch zeitnah umzusetzen. Ein Beitrag aus einer Podiumsdiskussion auf der Buchmesse ist uns im Kopf geblieben: Sinngemäß ging es darum, dass Verlage in so großen Zeiträumen denken. Junge Unternehmen wissen gar nicht, ob sie zum Zeitpunkt der Umsetzung überhaupt noch existieren. Das hat unser Gefühl, das wir manchmal hatten, ganz gut getroffen.

Wer tummelt sich noch alles auf der Buchmesse?

Köngeter: Alle! Von Entscheidern und Verlagsmitarbeitern aus allen Bereichen, Autoren, Lesern, Cosplayern über Verlagsdienstleister, Medienmacher oder Podcast-Anbieter und verwandte Branchen und Einrichtungen wie Hochschulen, Ministerien, Buchhandlungen. Das Publikum unterscheidet sich natürlich ein wenig zwischen den Fachmessetagen und der Besuchermesse am Wochenende. Aber auch während der Fachmessezeit sind schon einige reine Besucher unterwegs.

Schranner: Wir waren überrascht, wie wenige AR-Anbieter es gab. Spannend für uns waren auch einige Spielzeughersteller mit interessanten Buch-Hybrid-Konzepten.

Welche Fragen treiben die Buchwelt um?

Schranner: In unserem Umfeld waren das vor allem: Wie kann man das Medium Buch für die Digitalisierung fit machen –über das E-Book hinaus? Ab welchem Alter wollen wir Kinder mit digitalen Produkten erreichen?

Köngeter: Einige Verlage wollen Neues wagen, wissen aber nicht so recht, mit was genau. Sie tun sich deshalb schwer, sich auf Neues einzulassen. Als schönes Gegenstück kann man vielleicht den Oetinger Verlag nennen. Er hat eine eigene Abteilung aufgebaut , um neue Konzepte zu entwickeln. Gemeinsam mit Start-ups hat er damit in die Zukunft investiert.

Wen oder was habt ihr konkret auf der Messe gesucht?

Schranner: Ganz konkret: Kinderbuchverlage, die Interesse an innovativen Buchkonzepten haben.

Köngeter: Wir haben auf der Messe eine eigene Software vorgestellt, mit der wir mithilfe von Digitalisierung und Automatisierung Drucksachen effizienter produzieren können. Das bezieht sich einerseits auf Buchreihen und Buchversionen, andererseits auf die Möglichkeit, sehr individuelle Bücher in Auflage 1 zu erstellen. Die Gestaltung wird vorab mithilfe von Parametern festgelegt. Die Inhalte fließen auf Grundlage vorher festgelegter Kriterien in die Bücher ein. Mit diesem Hintergedanken wollten wir gern einen Verlag finden, der Lust hat, so ein Projekt mit uns gemeinsam zu entwickeln. Nebenbei haben wir uns mit Verlagdienstleistern ausgetauscht, die die Software kennenlernen wollten.

Wo lag rückblickend die Herausforderung?

Schranner: Termine zu bekommen war schwierig. Und ohne persönlichen Termin war es nahezu unmöglich, eine Produktidee bei einem Verlag zu platzieren.

Köngeter: Für uns gab es in Bezug auf unsere Arbeit zwei große Herausforderungen: Die erste lag – wie schon angedeutet – in der Kontaktaufnahme zu Firmen, die uns vorher so gar nicht kannten. Die zweite Herausforderung war die Frage der Präsentation eines bedingt attraktiven Themas wie einer komplexen Software. Letztendlich ist es uns aber ganz gut gelungen, durch eine Kombination von verschiedenen Materialien jedem Kontakt ein kleines passendes Paket zusammenzustellen.

Welche Kontakte habt ihr an der Ideentanke gemacht?

Köngeter: Zwei Kontakte haben uns besonders gefreut: Ein Schweizer Verlag, mit dem wir ein gemeinsames Projekt entwickeln wollen, das auf unserer Software basiert. Und ein Dienstleister, den wir von unserer Seite zur Kontaktaufnahme ausgeschlossen hatten, weil dessen Website uns nicht den Eindruck vermittelt hat als würden wir zusammenpassen. Letztendlich hat sich herausgestellt, dass deren Website etwas veraltet ist. Inzwischen sind wir in regem Austausch und arbeiten gemeinsam an einem Projekt. Was wir insgeheim viel lieber machen als unsere Software einfach nur zur Verfügung zu stellen.

Gefreut haben wir uns auch auf die Kontakte und den Austausch mit den anderen Mitaussteller auf der Ideentanke. Mit dem ein oder anderen sind wir im Austausch. Und wer weiß, was sich daraus noch an gemeinsamen Projekten entwickelt!

Schranner: Neben sehr vielen interessierten und geduldigen Besucher*innen, die unser digitales Buch getestet haben, sind einige Vertrer*innen von großen deutschen Verlagen auf uns zugekommen. Wir sind mit allen in Verhandlungen und es besteht großes Interesse an unserem AR-Buch.

Habt ihr einen Tipp für Kreative, die bei der Ideentanke mitmachen wollen?

Köngeter: Traut euch einfach! Es lohnt sich mitzumachen und ihr werdet an der Aufgabe wachsen und von Erfahrung und wertvollen Kontakten profitieren. Und das Gute ist ja, dass ihr definitiv nix zu verlieren habt, wenn ihr eure Idee im Wettbewerb einreicht.

Schranner: Wir können die Ideentanke nur wärmstens empfehlen. Sie hat uns geholfen, in die Verlagswelt einzutauchen und hilfreiche Kontakte zu knüpfen. Wichtig ist: Fangt früh an, Termine auf der Buchmesse zu machen!

Bewerbungen für die aktuelle Runde der Ideentanke sind bis zum 2. März möglich.

Interview: Ines Goldberg

Mehr Infos:

Ideentanke
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Manyprint Steckbrief
Buchmesse

 

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