Alltagskultur einer ganzen Generation

Interviewreihe zu den vier Pilotprojekten im Coachingprogramm „Museen im Wandel“. Heute: das Museum Haus Löwenberg in Gengenbach

Hand mit Negativrolle
Noch steckt die Fotosammlung Strohm in unzähligen kleinen Metallröllchen. | Bild: MFG Baden-Württemberg

Kultur ist nicht nur Sache der Großstädte. In Baden-Württemberg präsentieren zahlreiche Museen im ländlichen Umfeld wichtige Kulturgüter — und sehen sich ganz eigenen Herausforderungen beim strategischen Einsatz digitaler Medien gegenüber. Oft stehen ihnen geringere Budgets und weniger Mitarbeiter*innen zu Verfügung, im Vergleich mit städtischen Ballungsgebieten sind sie infrastrukturell benachteiligt.

Mit dem Coachingprogramm „Museen im Wandel“ unterstützt die MFG Baden-Württemberg vier Museen aus dem ländlichen Raum bei der Entwicklung von nachhaltigen Pilotprojekten im Bereich Digitalisierung und Vermittlung. Ende Februar haben sich die vier Museen zum Auftakt getroffen und gemeinsam mit der MFG die wichtigsten Ziele abgesteckt. Im Kurzinterview erzählen die Teams, was sie vorhaben, wen sie erreichen wollen und welche Visionen ihnen vorschweben. 

Heute: Reinhard End, Vorsitzender des Fördervereins Haus Löwenberg, und Vorstandsmitglied Ersin Kurun.

Ein Schatz historischer Fotos 

1957 als Heimatmuseum gegründet bietet das Haus Löwenberg im Zentrum der barocken Kleinstadt Gengenbach Ausstellungen zu zeitgenössischer Kunst und Fotografie. Hinzu kommt im „Wunderland Löwenberg“ eine Sammlung historischer Marionetten und Karussellpferde. Im Advent werden im Haus Löwenberg die begleitenden Ausstellungen zum weltgrößten Adventskalenderhaus gezeigt.

Worum geht es in eurem Pilotprojekt? 

Digitalisierung und Auswertung der Fotosammlung Strohm. 

Was steckt dahinter?

Der Stadtchronist Friedrich Strohm hat einen Schatz historischer Fotos hinterlassen, die Stadtleben und Alltagskultur von den frühen 1950ern bis in die 70er Jahre hinein detailliert abbilden, mit Taufen, Hochzeiten, Fastnachtsfeiern usw. Aktuell liegen ungefähr 30.000 Fotos in beschrifteten Negativröllchen vor, die wir jetzt digitalisieren und kommentieren lassen möchten.

Was ist für euch das Interessante an dem Projekt? 

Spannend für uns ist die Verschränkung des Analogen mit dem Digitalen, wobei das Digitale für uns Mittel zum Zweck sein wird. Die Digitalisierung der Fotos ist die Pflicht, um nachher als Kür mit diesen digitalisierten Negativen arbeiten zu können. Wir möchten auch geeignete Wege finden, um die Sammlung anderen Gruppen zu präsentieren und Gegengenbacher Vereinen die Nutzung der Digitalisate zu ermöglichen, zum Beispiel Feuerwehr, Turnverein oder Bürgergarde.

Mit wem wollt ihr in Kontakt kommen? 

Der schönste Teil am Projekt ist für uns die Gelegenheit, mit Mitbürgern und Mitbürgerinnen ins Gespräch zu kommen, mit denen das Museum vielleicht noch nie Kontakt hatte, und die unsere Bilder aus ihrer Sicht beschreiben möchten. Zielgruppen sind für uns vorrangig die Gengenbacher, die zum Teil diese Epoche als Zeitzeugen noch erlebt haben, aber auch Zugezogene, die sich ein Bild ihrer neuen Heimat machen wollen.

Wie könnte es weitergehen?

Das Museum zeigt sich der Stadt als offenes Haus, für Besucher und für neue Projekte. Es bietet Raum für Austausch und kann gleichzeitig kulturelle Werte und bürgerschaftliches Engagement leben.

Museen im Wandel

Mit dem Programm „Digitaler Wandel an nichtstaatlichen Museen im ländlichen Raum“ fördert das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst vier Pilotprojekte in vier Häusern: das Hans-Thoma-Kunstmuseum in Bernau, das Franziskanermuseum in Villingen-Schwenningen, das Museum Haus Löwenberg in Gengenbach und das Erwin Hymer Museum in Bad Waldsee. Die MFG Baden-Württemberg bereitet die Museen mit dem Coaching „Museen im Wandel“ individuell auf die Umsetzung ihrer Projekte vor. 

Interview: Ines Goldberg

Mehr Infos:

Haus Löwenberg

Mehr Interviews:

Erwin Hymer Museum: Die Welt des mobilen Reisens

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Kontakt

Heike Kramer
Heike Kramer

Projektleiterin Digitale Kultur

Unit Medienprojekte und Services