Jeden Monat stellen die Mitarbeiter*innen aus dem Kompetenzfeld Digitale Kultur einen Fund aus Kunst, Kultur oder (Fach-)Literatur vor. In dieser Ausgabe stellt Maximilian Westphal das Buch "Stoppt Ableismus!" vor.
Was hast Du dabei?
Diesen Monat halte ich ein Buch mit einer klaren Message in die Kamera: "Stoppt Ableismus!" von Anne Gersdorff und Karina Sturm. Ich las es während der Vorbereitung des Programms offen für... Digitale Barrierefreiheit in Museen. Ableismus beschreibt die systematische Diskriminierung und Benachteiligung von Menschen mit Behinderungen durch gesellschaftliche Strukturen und Vorurteile, die Behinderung als Defizit betrachten. Die Autorinnen beleuchten eindrücklich, wie tief verankerte Vorurteile und unbewusste Handlungen zu Barrieren im Alltag führen – ein Aspekt, der auch für den Kulturbereich von Bedeutung ist.
Was spricht Dich an?
Das Buch geht weit über theoretische Erklärungen hinaus. Es bietet Einblicke in die Wahrnehmung und den Alltag von Menschen mit Behinderungen. Dadurch regt es dazu an, eigene Denkmuster oder Sprache zu reflektieren und Verantwortung zu übernehmen, um Barrieren abzubauen. Zum Projekt "offen für... Digitale Barrierefreiheit in Museen" liefert es wichtige Impulse: Wenn Museen auf digitale Angebote setzen, sollten diese nicht nur gemäß Checklisten barrierefrei sein, sondern auch inhaltlich die Lebensrealitäten von Menschen mit Behinderungen einbeziehen. Das Buch verdeutlicht, dass es nicht nur darum geht, Zugänge zu schaffen, sondern auch darum, die Bereitschaft zu fördern, von den Erfahrungen und Perspektiven anderer zu lernen.
Hast Du eine Lieblingsstelle?
Neben den vielen eindringlichen Alltags-Schilderungen von Menschen mit Behinderungen fand ich die Darstellung historischer Bewegungen, die für ihre Grundrechte kämpften, beeindruckend. Eine spätere Bemerkung zu Hürden des heutigen Bildungssystems lässt sich als Aufforderung für Kultureinrichtungen lesen: "Während Inklusion in der Theorie also ein Recht ist, ist sie in der Realität auch immer ein Privileg, das nur den Menschen zukommt, die darum kämpfen können."
Ich lese es als Ansporn, Barrieren in Kultureinrichtungen abzubauen – sei es auf technischer oder inhaltlicher Ebene. Wenn Inklusion dabei einmal "zu teuer" scheint, liefert das Kapitel "Inklusion ist keine Wohltätigkeit" ausreichend Argumente und Denkanstöße für die Gegenrede.
Wem empfiehlst Du das?
Ich lege es allen ans Herz, die eigene Privilegien erkennen und hinterfragen möchten. Das Buch fördert ein Bewusstsein, das uns hilft, die Welt aus der Perspektive anderer zu sehen und offen für neue Lernprozesse zu sein. Besonders für Museen, die Raum für Begegnung und kulturelle Bildung bieten wollen, halte ich diese Bereitschaft für wichtig. Bei der Konzeption von "offen für..." gab es wertvolle Denkanstöße für die Weiterbildungs- und Förderangebote als Unterstützung für mehr Digitale Barrierefreiheit in Museen. Ich freue mich auf alle, die bei der Online-Auftakt-Veranstaltung am 13. November dabei sind.
Welche (digitalen) Barrieren habt ihr im Kulturbereich erlebt? Habt ihr weitere Lektüretipps zum Thema oder ein ganz anderes Fundstück? Wir freuen uns über E-Mails an digitalekultur@mfg.de!