Fundstück des Monats: das Videospiel "Long March: Restart"

Diesen Monat stellt Andrea Buchholz ein Game vor, das die moderne chinesische Geschichte im Museum erlebbar macht.

Frau steht im Treppenhaus und hält Laptop hoch, auf dem Bildschirm ist ein Spiel zu sehen.
Andrea Buchholz, Leiterin Projektteam Talent- und Forschungsförderung, empfiehlt in diesem Monat ein Game aus dem Bereich Museum. | © MFG Baden-Württemberg

Jeden Monat stellt die MFG Baden-Württemberg in diesem Format einen Fund aus Kunst, Kultur oder (Fach-)Literatur vor. In dieser Ausgabe stellt Andrea Buchholz, die bei der MFG Baden-Württemberg den Bereich Hochschulkooperation mit speziellem Fokus auf Games verantwortet, das Game "Long March: Restart" vor. Alle Fundstücke haben wir hier gesammelt. Wer Lust hat, selbst ein Fundstück vorzustellen, kann sich gerne an digitalekultur@mfg.de wenden. Abonnieren Sie außerdem unseren Newsletter für mehr Neuigkeiten und Interessantes aus dem Bereich Digitale Kultur.

Was hast du dabei?

Als mich meine Kolleg*innen aus dem Bereich Digitale Kultur fragten, ob ich ein Spiel mit besonderer kultureller Relevanz vorstellen könne, war nicht die Frage ob, sondern welches. Schließlich sind Games per se ein Medium kultureller Vermittlung! Letztendlich ist meine Wahl auf Long March: Restart von Feng Mengbo, einem chinesischen Video- und Installationskünstler, gefallen.

Ich habe das Spiel kennengelernt, als wir uns mit Games-Studierenden verschiedener Hochschulen aus unserem HOLA Serious Games-Programm im ZKM, dem Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe zu einem Workshop trafen. Dominik Rinnhofer, Professor für Gamedesign an der macromedia Hochschule, führte uns durch die Dauerausstellung "zkm_gameplay. the next level". Sie ist bereits seit 1997 die Computerspielplattform des ZKM und lädt zum informativen und kreativen Austausch ein – und natürlich zum Spielen. Dort ist in "Level 2: modern narratives" Feng Mengbos spielbare Installation zu erleben.

Worum geht’s? "Long March: Restart" stellt die Geschichte des modernen Chinas neu dar und dokumentiert den langen Marsch, der 1935 zum Aufstieg von Mao Zedong und der kommunistischen Roten Armee führte. Die 13.000 Kilometer lange Reise hat mythische Qualitäten angenommen und ist eine starke, anhaltende Kraft in der chinesischen Propaganda, die in diesem Werk satirisch eingesetzt wird. Die Message: Die Heldentaten revolutionärer Märtyrer können mit den Possen pixeliger Videospielfiguren gleichgesetzt werden.

Was spricht dich an?

Digitale Spiele erzählen nicht nur Geschichten, sie erschaffen Experimentierräume für kulturelle Vorstellungen, über die Spielende kommunizieren. Besonders fasziniert mich bei "Long March: Restart", dass Geschichtsbilder einer mir fernen chinesischen Kultur erlebbar gemacht und sie damit in weitere gesellschaftliche Erinnerungskulturen transportiert werden.

Hast du eine Lieblingsstelle?

Als ich in der Hauptfigur des heldenhaften Yang Zirong, gesteuert mit dem digitalen "Side-Scroll" an der Galeriewand endlich vor dem Tiananmen-Tor des himmlischen Friedens triumphieren konnte, war das in der Tat ein bewegender Moment.

Wem empfiehlst du das?

Das Tolle an dem Spiel: Es eignet sich auch für alle, die bislang kaum Erfahrung mit Computerspielen gemacht haben. Mit Neugier, Mut und Experimentierfreudigkeit wird der Ausflug zur "zkm_gameplay. the next level" horizonterweiternd. Bis zum 28. Juli 2024 ist übrigens in "Level 5: in the spotlight" eine Sonderausstellung zum Thema Spiele und Architektur zu sehen.

Quelle: Andrea Buchholz
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