Jeden Monat stellen die Mitarbeiter*innen aus dem Kompetenzfeld Digitale Kultur einen Fund aus Kunst, Kultur oder (Fach-)Literatur vor. Diesen Monat empfiehlt Heike Kramer die Online-Plattform „entsammeln.ch“ des Regionalmuseums Chüechlihus im Emmental, das Objekte zur "Entsammlung" anbietet.
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Was hast Du dabei?
Die hübsche Online-Plattform, auf der der Aufruf prangert „Das Regionalmuseum Chüechlihus entsammelt, mach mit!“. "Entsammeln" oder sperriger: Die "Deakzession" wird hier auf ganz besonders innovative und nachhaltige Weise im Rahmen eines partizipativen Projekts behandelt bzw. gemeinschaftlich betrieben! "Seit letztem Jahr verfolgt das Regionalmuseum Chüechlihus ein auf drei Jahre angelegtes Entsammlungsprojekt. Dieses Jahr lag der Schwerpunkt auf textilen Objekten (…)", so steht es in der Projektbeschreibung. Was genau entsammelt wird, entscheidet kriteriengeleitet ein Fach-Gremium und zufällig ausgewählte Emmentaler selbst. Bewerben für den Erwerb eines Objekts zur Nachnutzung kann sich jeder direkt über den Button "mach mit!". Die gestaffelten Kriterien einer sinnhaften Nachnutzung entscheiden, welche Bewerbung das Rennen um das gute Stück macht.
Was spricht Dich an?
Ganz bezaubernd ist die digitale Aufbereitung der Objekte, die auf der Plattform übersichtlich gezeigt werden. Bei jedem Objekt erfährt man die Gründe fürs Entsammeln, liest man die Bewerbungen und bekommt man die Info, an wen das Objekt geht. Um manche Objekte wurde sich nicht bemüht – auch das sieht man. Im Museum selbst kann man die Objekte auch ausgestellt besichtigen. Flankierend finden Veranstaltungen zu den Meilensteinen des Entsammelns statt.
Hast du eine Lieblingsstelle?
Ja! Die fast schon poetische Bewerbung FILMFIGUR (RMC-575) zum Objekt Schwefelhüte: „Ich hebe den Hut zum Grusse! Würde ich jedenfalls, ich habe nämlich im Moment gar keinen guten Hut, den ich lüpfen kann, und Fahrradhelm oder verwaschene Dächlichappe machen sich dafür leider nicht so gut. Ich möchte die Hüte im Alltag tragen, damit dir eine aus dem Film entsprungene Figur auf der Strasse zuwinken kann. Ich trage nämlich auch im Alltag altmodische Kleidung und da würde das super dazu passen.“
Wem empfiehlst Du das?
Allen Museumsgestalter*innen und Sammlungsmanager*innen in öffentlichen Einrichtungen, die sich dem wichtigen Thema „Entsammeln“ in mehrfacher Hinsicht sinnvoll, verantwortungsbewusst, innovativ und nachhaltig widmen wollen und sich inspirieren lassen möchten. Natürlich aber auch allen, die sich in der nächsten Runde für Objekte bewerben möchten.
Quelle: MFG Baden-Württemberg / Heike Kramer
Mehr Infos:
Museumswissenschaft.de: Entsammeln: wie Museen in Deutschland damit umgehen
Deutschlandfunk Kultur: „Entsammeln“ als Museumskonzept
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Heike Kramer ist Projektleiterin im Kompetenzfeld Digitale Kultur der MFG Baden-Württemberg und leitet derzeit unter anderem das Projekt Museen im Wandel.