Digital ehrenamtlich engagieren: Welche Möglichkeiten gibt es?

Rund 29 Millionen Menschen engagieren sich in Deutschland laut der Bundesregierung ehrenamtlich. Eine beachtliche Zahl und trotzdem fehlt es in vielen Bereichen an Ehrenamtlichen. Nicht alle haben die Möglichkeit, sich bei Institutionen und Einrichtungen vor Ort und in Präsenz zu engagieren und nicht erst seit der Corona-Pandemie stehen auch viele Aufgaben im Digitalen an, die ehrenamtlich angegangen werden können. Dabei stellt sich die Frage, welche dieser digitalen Tätigkeiten anerkannt werden. Im Koalitionsvertrag der aktuellen Regierung ist festgelegt, dass das digitale Ehrenamt gestärkt und eine Engagementstrategie ausgearbeitet werden soll. Wir haben mit Menschen, die sich schon digital engagieren, darüber gesprochen, wie sie beitragen und was sie dazu bewegt. 

Digitalen Wandel in kleinen Museen vorantreiben

"Wir haben im Heimatmuseum Egling nicht nur eine digitale Transformation gestartet, sondern haben das Netzwerk #KeinRembrandt gegründet, um zusammen mit anderen digitalen Wandel in kleinen, oft ehrenamtlich getragenen Museen, zu gestalten und voranzubringen", sagt Christopher Vila, Leiter des Heimatmuseums Egling. Dies beinhalte im Alltag besonders digitale Kommunikation auf Social Media, aber auch digitale Arbeitstreffen, Methoden-Workshops oder die Digitalisierung von Objekten, insbesondere die Langzeitarchivierung von Fotos und Dokumenten. "Es ermöglicht aber auch, sich mit Heimat- und Familienforschern auszutauschen und gemeinsam Lücken in der regionalen "Geschichte" zu schließen. Das Digitale Ehrenamt ist für mich also konstanter Begleiter und bereichert meine Arbeit!", so Vila.

"Ehrenamt muss nicht zwingend vor Ort stattfinden."

Auf die Frage, warum er ein solches Amt überhaupt ausübt, antwortet er: "Das "Digitale" ist spätestens seit der Corona-Pandemie omnipräsent und das ist auch gut so!" Es habe die Palette der Möglichkeiten und Formate nicht nur erweitert, sondern biete auch neue Möglichkeiten der Teilhabe und Vernetzung, insbesondere durch interregionale Zusammenarbeit. Standortunabhängiges Engagement werde möglich. "Ich glaube damit wird das Landleben noch lebenswerter und letztendlich erreichen wir so die Lebenswelt vieler Menschen, bei denen das Digitale eine wichtige Rolle spielt", sagt Vila. Darüber hinaus sei es längst überfällig, den "Heimatbegriff" neu zu denken, denn auch digitale Welten seien "Heimat" für viele und die Teilhabe für Menschen, die Kontakt zu ihrem Herkunftsort halten wollen, werde so ermöglicht. "Denn Ehrenamt muss nicht zwingend vor Ort stattfinden", findet Vila. "Längst ist Partizipation ortsunabhängig möglich und schafft damit gesellschaftlichen Zusammenhalt."

Engagement bei Wikipedia: Artikel schreiben und Netzwerktreffen

Auch zwei Personen, die sich unter den Pseudonymen Leserättin und Weltenspringerin ehrenamtlich auf Wikipedia engagieren, haben mit uns über ihr digitales Ehrenamt gesprochen. "Ich recherchiere zu Themen und fasse das Recherchierte dann in Wikipedia-Artikel", erklärt Leserättin. "Außerdem verbessere ich bestehende Artikel im Hinblick auf Struktur, Darstellung oder noch fehlende inhaltliche Aspekte." Zusätzlich koordiniere sie ein monatliches Community-Treffen (wiki:women in Stuttgart) und Online-Workshops zu den Themen Gender und Diversity in der Wikipedia, sehe sich als Teil des "FemNetzes" in Wikipedia. Für ein paar Jahre habe sie auch zu dem Team gehört, das die sogenannten Artikel des Tages auf der Wikipedia-Hauptseite auswählt und vorbereitet. "Ich betreue das Portal Frauen und habe dort die Rubrik Jahrestage aufgebaut", sagt sie zudem. 

Interesse an Frauen- und Geschlechtergeschichte

"Zum Schreiben in der Wikipedia bin ich teils durch Neugier, teils durch mein Interesse an Frauen- und Geschlechtergeschichte gekommen", erklärt Leserättin. "Ich hatte das Bedürfnis, dass diese in der Wikipedia besser repräsentiert wird. Deswegen habe ich in der Wikipedia begonnen, geblieben bin ich – abgesehen davon, dass ich hinter der Idee der gemeinsam erstellten Online-Enzyklopädie stehe – weil ich schon immer gerne recherchiert habe." Die über das eigentliche Schreiben hinausgehenden Aktivitäten hätten sich "organisch" ergeben, weil das Bedürfnis des sozialen Austauschs über Aktivität mit Gleichgesinnten entstanden sei. 

Fake News vermeiden

Auch Weltenspringerin schreibt Artikel auf Wikipedia und legt dabei einen Schwerpunkt auf Frauenbiographien und -themen, um den gender gap zu verkleinern. Sie unterstützt Anfängerinnen (FemSupport), vernetzt sich mit anderen Autor*innen im deutschsprachigen Raum über Mailings, Präsenztreffen und Vor-Ort-Schreibwerkstätten. Außerdem arbeitet sie bei der Gestaltung von jährlichen "FemNetz"-Treffen mit. Warum sie diese Mühe investiere? "Weil ich in Zeiten von fake news Wikipedia als sachliche Informationsquelle für sehr wichtig halte. Weil mir Recherchieren, Schreiben und der Kontakt mit interessanten Leuten Spaß macht", antwortet sie.

Möglichkeiten zum digitalen Engagement

Falls Sie weitere Personen kennen, die sich digital ehrenamtlich engagieren oder selbst über Ihr Ehrenamt sprechen wollen, freut sich das Team aus dem MFG Kompetenzbereich Digitale Kultur über eine E-Mail an digitalekultur@mfg.de. Wer sich selbst digital engagieren möchte, findet ihr hier ein paar Anregungen:

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Quelle: MFG Baden-Württemberg / Vlora Kleeb / Maximilian Westphal

Mehr Infos: 

Digitale Kultur

Fund des Monats Juli 2023: der "erzähl davon"-Podcast

CREATE FOR CULTURE: kostenfreie Workshops für Ehrenamtliche im Ländlichen Raum

Heimatmuseum Egling

#KeinRembrandt

Museumsakademie Baden-Württemberg

Digitale Karte Junges Engagement

"Tue Gutes und erzähl davon"

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