Good Practice: Bauernhaus-Museum Allgäu-Oberschwaben Wolfegg

Warum ist das ZUKUNFTSSTARK-Projekt für Ihre Einrichtung wichtig?

Durch das Investitionsprogramm ZUKUNFTSSTARK konnten wir unter professioneller, fachlicher Begleitung alle digitalen inklusiven Maßnahmen nachhaltig umsetzen. Das Projekt ermöglichte uns einen umfassenden Realisierungsprozess mit zahlreichen Evaluierungen durch Menschen mit Behinderung. Es gab uns wichtige Werkzeuge an die Hand, um den partizipativen Prozess für alle Seiten gewinnbringend zu gestalten sowie das gesamte Museumsteam für die Belange von Menschen mit Handicap zu sensibilisieren.

Welche Schritte haben Sie unternommen und was haben Sie erreicht?

In kooperativer Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderung wurde eine Ausstellung geschaffen, die für möglichst viele Besuchende mit und ohne Handicap einen gleichwertigen Zugang zu allen Informationen ermöglicht. Die digitalen Maßnahmen bilden dafür einen wichtigen Baustein. Durch multisensuelle Stationen und Übersetzung aller Texte ins Audioformat sowie Gebärdensprache können nun wirklich viele Besuchende an den Inhalten partizipieren.

Was war die größte Herausforderung? 

Der enge Zeitplan ist und bleibt die größte Herausforderung. Ein inklusives, partizipatives Projekt mit den dazu nötigen Evaluierungszeiträumen benötigt sehr viel Zeit, um zu reifen und in eine nachhaltige Realisierung zu gehen. Dies gilt es künftig noch stärker bei der Planung zu berücksichtigen. Auch der Kostenrahmen ist nicht immer so klar planbar, da Wünsche von Menschen mit Behinderung oder neue Anforderungen zu unvorhergesehenen Änderungen oder Mehrkosten führen können.

Inwiefern trugen ZUKUNFTSSTARK-Beratung und -Workshops zur nachhaltigen Umsetzung des Projektes bei?

Die ZUKUNFTSSTARK-Beratung hat uns während des gesamten Projektzeitraums begleitet und unsere Gedanken sowie den partizipativen Prozess stets durch konstruktive Zwischen-Feedbacks bereichert. Die Beratungen haben uns vorangebracht und uns die nötige Sicherheit gegeben, um auch im Team Akzeptanz und Durchhaltevermögen für den Prozess zu fördern und zu erhalten.

Gibt es Lessons Learned oder eine wichtige Erkenntnis, die Sie mit Mitarbeiter*innen von anderen Kultureinrichtungen teilen möchten?

Absolut gewinnbringend und nie wieder anders: der partizipative Prozess mit Menschen mit Behinderung. Es entstand ein starkes Miteinander zwischen Museumsmitarbeitenden und Menschen mit Behinderung, ein co-kreativer Prozess auf Augenhöhe. Allerdings: Es ist zwingend nötig, mehr Zeit einzuplanen als bei einem herkömmlichen Ausstellungsprojekt. Außerdem braucht es große finanzielle und auch geistige Flexibilität für Anpassungen sowie die Bereitschaft, Entscheidungsspielräume zu lassen und kuratorische Hoheit abzugeben.

Wie geht es mit Ihrem ZUKUNFTSSTARK-Projekt weiter? 

Der zweite Teil der Ausstellung im Untergeschoss steht gerade in der Umsetzung und wird bis zum Ende des Jahres fertiggestellt sein. Das ZUKUNFTSSTARK-Projekt hat uns angeregt, Inklusion über den „Hof Beck“ hinauszudenken und sukzessive mehr Vermittlungsangebote für Menschen mit und ohne Handicap anzubieten. Aktuell entsteht ein inklusiver Bauernhof-Erlebnisspielplatz, der niederschwellige Vermittlung und gemeinsames Spiel für Kinder mit und ohne Handicap ermöglicht. Auch die Website erfährt einen Relaunch und wird weitgehend barrierearm.

Was macht für Sie eine „zukunftsstarke“ Kultureinrichtung aus?

Eine „zukunftsstarke“ Kultureinrichtung ist für uns ein lebendiger Ort, der Lernen und Erleben auf vielfältige, inklusive Weise ermöglicht, Menschen im Dialog zusammenbringt und sie anregt, sich gemeinsam, diskursiv und handelnd mit Vergangenheit wie Gegenwart auseinanderzusetzen.