Good Practice: Kunsthalle Göppingen

Selbstverständnis: Die Kunsthalle Göppingen zeigt internationale zeitgenössische Kunst und erzählt und vermittelt diese auf lebendige Weise: in den Ausstellungen der Kunsthalle, mit Kunst im öffentlichen und mit Interaktionen im digitalen Raum.

Ort, Landkreis: Göppingen

Sparte: Städtisches Kunstmuseum

Team: 1x Leitung (100%), 1x Kuratorin (100%), 1x Vermittlung (100%), 2x Verwaltung (40%, 60%), 3x Technik (50%, 25%, 25%), 1x Archiv (25%), 1x Sammlung (25%), 7x Aufsicht/Empfang (geringfügig beschäftigt) = 17 gesamt

Trägerschaft: Kulturinstitution der großen Kreisstadt Göppingen

Ein digitaler Spielplatz im Museum

Spielend digitale Welten erkunden: der Playground in der Kunsthalle Göppingen

Digitalität erleben macht ZUKUNFTSSTARK: Im Rahmen des Projekts Playground nimmt die Kunsthalle Göppingen Besuchende an die Hand, um im Museum digitale Inhalte und deren Tools kennenzulernen, zu erkunden und mit ihnen zu experimentieren. Dafür wurde ein neuer Bereich im Foyer installiert, der als digitaler Spiel-Lern-Experimentier-Raum für Besuchende bereitsteht. Darin befinden sich: drei VR-Brillen (Projekt Kunstrezepte 3D), drei iPads mit Augmented Reality Anwendungen (Projekt Kunstrezepte 3D) sowie Screens im Hintergrund (mit selbstproduzierten Ausstellungsvideos und Kunstrezepte-Videos. Die VR- und AR-Inhalte sind selbstproduziert und im Laufe des Jahres 2023 erstellt worden. Ob beim Museumsbesuch, mit der Schulklasse oder beim Ferienangebot für Geflüchtete – im Playground können alle Neugierige die neuen, digitalen Tools VR und AR einfach mal ausprobieren.


Warum ist das ZUKUNFTSSTARK-Projekt für Ihre Einrichtung wichtig?

Zum einen wird durch dieses Projekt die Wahrnehmung beim Publikum, bei den Kolleg*innen und im Gemeinderat gestärkt. Wir zeigen: Die Kunsthalle setzt seit 2019 eine digitale Strategie um. Außerdem führen wir unser Publikum an einen alltäglichen Umgang mit den digitalen Tools heran und bieten einen kostenlosen Zugang dazu. Und wir üben Co-Kreation und sogar Einflussnahme auf Fragestellungen wie: Wie prägt uns die vorgefertigte ästhetische Umgebung von virtuellen Welten?

Welche Schritte haben Sie unternommen und was haben Sie erreicht?

Ein bisher ungenutzter Raum, zentral im Foyer des ersten Obergeschosses, wurde in einen neuen Bereich umgewandelt. Dafür wurde ein Designkonzept erstellt, ein Architekturbüro sowie Handwerker beauftragt. Eine Fokusgruppe begleitete inhaltlich den Prozess. Nach der Umbauphase eröffneten wir am 8. Oktober 2023 eine Ausstellung, die diesen neuen Bereich vorstellt und thematische Verknüpfungen zur Sammlung der Kunsthalle Göppingen aufweist. Ab diesem Moment laufen wir gemeinsam los: Mitarbeitende und Besuchende gleichermaßen lernen mit dem neuen Bereich und den digitalen Tools umzugehen.

Was war die größte Herausforderung? 

Weil der Raum, der zum Playground umgebaut werden sollte, zunächst aufgrund von baulichen Vorgaben (u.a. Brandschutz) nicht genutzt werden konnte, musste eine neue Lösung mit Bauamt und Behörden gefunden werden. Das hat Zeit und Geld gekostet. So mussten wir außerplanmäßig einen Architekten hinzuziehen, der Brandschutzkonzepte erstellte, prüfte und schlussendlich Alternativen fand. Die Designagentur musste zudem das Konzept komplett umplanen, was mit großen Mehrkosten verbunden war.

Inwiefern trug die ZUKUNFTSSTARK-Beratung zur nachhaltigen Umsetzung des Projektes bei?

Angeregt von Kulturberaterin Anke von Heyl haben wir eine Fokusgruppe von sieben Personen unterschiedlichen Alters (20 bis 80 Jahren) gegründet, und gemeinsam innerhalb eines Workshops auf die Gain- und Pain-Points geschaut. Wir haben unter anderem erörtert, wo das Digitale in der Kunsthalle hineinwirkt, sich äußert und verknüpft wird. Oder auch ganz praktische Dinge besprochen, zum Beispiel welche VR-Brillenhalterungen angenehm sind. Die Workshops der MFG waren inhaltlich sehr bereichernd und hatten durch die hohe Schlagzahl den tollen Nebeneffekt, dass wir uns mit  anderen „Zukunftsstarken“ vernetzen und austauschen konnten.

Gibt es Lessons Learned oder eine wichtige Erkenntnis, die Sie mit Mitarbeiter*innen von anderen Kultureinrichtungen teilen möchten?

Uns treibt die Frage um, wie wir nachhaltig Kunstvermittler*innen, Empfang und Technik fortbilden können, um Berührungsängste und Vorurteile gegenüber dem Digitalen abzubauen und Ideen auf den Weg zu bringen. Und: Feedbackrunden (sowas wie unsere Fokusgruppe) sind so wichtig – aber wie können wir sie zur Routine im Arbeitsalltag werden lassen?  

Wie geht es mit Ihrem ZUKUNFTSSTARK-Projekt weiter? 

Der Playground ist ein Beginn. Wir haben die erste Stufe erklommen und nun wollen wir gemeinsam weiterlernen. Es ist schön zu merken, dass erste Ideen geäußert werden. Wir laufen los. Der Playground ist die Keimzelle – was ist die Erweiterung in die Ausstellung?

Was macht für Sie eine „zukunftsstarke“ Kultureinrichtung aus? 

Für uns hört eine zukunftsstarke Institution mehr zu, beobachtet genau: Welche Anwendungen nutzen sich ab? Was ist erschöpfend, was ist bereichernd? Was macht Freude? Was regt die Betrachtung an?

Projektbeteiligte und Kontakt

Eva Paulitsch, Kuratorin und Projektleiterin (Tel. 07161 - 650 4212)

Coaching: Anke von Heyl, Kulturberaterin

 

Website: kunsthalle-goeppingen.de

Die MFG Baden-Württemberg begleitete das Projekt 2022/23 im Rahmen des Investitionsprogramms ZUKUNFTSSTARK im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.