Good Practice: Kulturzentrum TOLLHAUS

Selbstverständnis: Mit jährlich bis zu rund 140.000 Besucherinnen und Besuchern (2019) ist das Tollhaus neben dem Staatstheater der größte Livekulturanbieter der Region.

Ort, Landkreis: Karlsruhe

Sparte: Soziokulturelles Zentrum in freier Trägerschaft

Team: Rund 25 Angestellte in Voll- und Teilzeit, zahlreiche Honorarkräfte und etwa 100 Ehrenamtliche

Trägerschaft: Gemeinnütziger eingetragener Verein

Neue Wege in der Kommunikation

Toll House – let’s go: Neue Wege in der Kommunikation

ZUKUNFTSSTARK mit neuer Kommunikation: Angesichts seiner 40-jährigen Geschichte, einem sich im Gange befindenden Generationenwechsels und den sich durch Corona-Zeit verstärkten Notwendigkeiten neuer Kommunikations- und Arbeitsformen, will sich das TOLLHAUS zukunftsstark machen und kommunikativ neu erfinden. Dazu wurden unter anderem die Social-Media-Aktivitäten untersucht, das Publikum nach sozialen Daten und Kommunikationswegen befragt, eine neue, zukunftsfähige Webseite für unsere Zirkusschiene ATOLL entwickelt und auch die internen Kommunikationsformen auf den Prüfstand gestellt. Das TOLLHAUS will insbesondere auch jüngere Besuchende ansprechen und ins TOLLHAUS führen. Während das ältere Stammpublikum neben der Webseite noch überwiegend auf gedruckte Programminformationen und die Presse anspricht, ist ein junges Publikum damit nicht mehr erreichbar.


Warum ist das ZUKUNFTSSTARK-Projekt für Ihre Einrichtung wichtig?

Unser ZUKUNFTSSTARK-Projekt „Toll House – let's go!“ ist vielschichtig und von essentieller Bedeutung für die Weiterentwicklung unseres Hauses. Es bietet uns Grundlagen, auf denen wir die nächsten Jahre aufbauen, und die neue Geschäftsführung in einen umfassenden Kenntnisstand über unser Haus und seine Klientel versetzen können.

Welche Schritte haben Sie unternommen und was haben Sie erreicht?

Wir haben nach zehn Jahren endlich wieder eine umfassende Besuchenden-Befragung durchgeführt, die uns soliden Aufschluss über unser Publikum, seine sozialen Daten, seine Mobilität, seine Kommunikationswege und sein Bild vom TOLLHAUS bietet. Wir haben unsere Social-Media-Aktivitäten ausgebaut und deren Wirkungsgrad untersuchen lassen und dabei festgestellt, dass insbesondere unser Newsletter einer differenzierten Weiterentwicklung bedarf. Wir haben für das ATOLL-Festival eine zeitgemäße Webseite entwickeln lassen. Die Neugestaltung bietet den Ausgangspunkt für eine Überarbeitung unserer in die Jahre gekommenen regulären Webseite. Wir haben betriebsintern digitale Tools erprobt und sind dabei, die interne Betriebskommunikation weiterzuentwickeln. Das Entwickeln eines griffigen Leitbildes soll überdies auch in der Kommunikation mit neuen Publikumsgruppen helfen.

Was war die größte Herausforderung? 

All diese doch einschneidenden Veränderungen im laufenden Betrieb zu entwickeln, ein- und durchzuführen war eine große Herausforderung. Der Prozess ist angestoßen, aber bei weitem nicht abgeschlossen. Es gilt Erkenntnisse zu verbreitern, zu verfestigen und positive Entwicklungen nicht versanden zu lassen. Dabei spielen in der aktuellen Situation insbesondere auch unterschiedliche, teilweise kaum zu vereinbarende Vorstellungen und Ansichten über eine gelingende Arbeit seitens der aufeinandertreffenden Generationen eine Rolle. Dabei gilt es, Reibungsverluste zu minimieren, um letztlich in eine produktive Routine zu gelangen. Dies erfordert ebenso Kompromissbereitschaft und Flexibilität wie Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen.

Inwiefern trugen ZUKUNFTSSTARK-Beratung und -Workshops zur nachhaltigen Umsetzung des Projektes bei?

Wir haben an zahlreichen angebotenen Workshops zu digitalen Themen teilgenommen, was meist sehr inspirierend für die eigene Arbeit war und zahlreiche Teilbereiche reflektierte. Durch den Kontakt zu anderen ZUKUNFTSSTARK-Einrichtungen ergaben sich ebenfalls vielfache Inspirationen. Unser Coach Axel Watzke unterstützte uns bei der Verknappung unseres Leitbilds auf eine griffige Formel und gab wertvolle Tipps zur zeitgemäßen Unternehmensführung.

Gibt es Lessons Learned oder eine wichtige Erkenntnis, die Sie mit Mitarbeiter*innen von anderen Kultureinrichtungen teilen möchten?

Wir sind immer bereit, von anderen zu lernen. Vernetzung und Austausch ist wichtig und weiten den eigenen Horizont.

Wie geht es mit Ihrem ZUKUNFTSSTARK-Projekt weiter? 

Da das Projekt mit unserem Generationenwechsel zusammenfiel, konnten wir erst verzögert richtig beginnen. Die Projekte werden 2023 zwar allesamt abgeschlossen, sind für uns jedoch wertvolle Tools, die uns auch in der kommenden Zeit weiter unterstützen und beschäftigen werden.

Was macht für Sie eine „zukunftsstarke“ Kultureinrichtung aus? 

Eine zukunftsstarke Kultureinrichtung ist für uns ein Kulturanbieter, der in einem Jahrzehnt noch ein mindestens ebenso großes Publikum hat, wie heute; der sich in unterschiedliche Richtungen entwickeln kann und sich auch von möglicherweise ungünstigen Rahmenbedingungen nicht unterkriegen lässt, sondern für vielerlei Herausforderungen und Überraschungen gewappnet ist. Im Falle eines Generationenwechsel muss die Balance zwischen Konstanz und Wandel stets neu verhandelt werden. Werte zu erhalten, aber auch Freiräume zur Neuorientierung zu bieten, sind gleichermaßen gefordert.

Projektbeteiligte und Kontakt:

Ansprechpartner TOLLHAUS: Johannes Frisch, Telefon 0721 9640515

Team Lenkung: Sebastian Bau, Bernd Belschner, Daniel Geiger, Britta Velhagen, Johannes Frisch

Team Umfrage: Bernd Belschner, Britta Velhagen, Johannes Frisch

Team ATOLL Webseite: Sebastian Bau, Bernd Belschner, Kai Hanneken, Jonathan Völzer

Team Social Media: Kai Hanneken, Maja Lösel, Subagio Tirtohusodo, Jonathan Völzer, Johannes Frisch

Team Unternehmenskultur: Sebastian Bau, Daniel Geiger, Britta Velhagen, Johannes Frisch

Berater: Axel Watzke

 

Website:  tollhaus.de / atoll-festival.de

Die MFG Baden-Württemberg begleitete das Projekt 2022/23 im Rahmen des Investitionsprogramms ZUKUNFTSSTARK im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.