Good Practice: Curt-Engelhorn-Stiftung (CES) der Reiss-Engelhorn-Museen(rem)

Selbstverständnis: Die CES ist eine Stiftung, deren Zweck es ist, die Arbeit der rem in Mannheim zu unterstützen.

Ort, Landkreis: Mannheim

Sparte: Museum

Team: insgesamt 120 Mitarbeitende (CES und rem)

Trägerschaft: Stiftung privaten Rechts

Inklusion im Museum leben

Digital und partizipativ in die Zukunft: Eine inklusive Strategie für die Reiss-Engelhorn-Museen

Teilhabe macht ZUKUNFTSSTARK: Mit dem Projekt haben sich die CES und die rem die Entwicklung eines inklusiven und multisensualen Rundgangs durch eines ihrer Museen sowie eine barriereärmere Web-Präsenz zum Ziel gesetzt. Durch verschiedene ineinandergreifende inklusive Maßnahmen (u.a. Blindenleitsystem, taktile Stationen, Leichte Sprache, Gebärdensprachenvideos) soll eine kulturelle Teilhabe für viele Menschen ermöglicht werden. Die Planung und Umsetzung der einzelnen Maßnahmen erfolgte in enger Zusammenarbeit mit Expert*innen in eigener Sache (Badischer Blinden- und Sehbehindertenverein V.m.K., AG Barrierefreiheit Rhein-Neckar e.V. und Gehörlosenverein Mannheim e.V.). Das Projekt richtet sich an die vielfältigen Besuchenden der rem. Ein Fokus wurde auf Blinde und Sehbehinderte, Mobilitätseingeschränkte, Gehörlose- und Hörgeschädigte sowie Menschen mit kognitiver Einschränkung gelegt.


Warum ist das ZUKUNFTSSTARK-Projekt für Ihre Einrichtung wichtig?

Ein „Museum für alle“ zu sein, gehört zu den Zielen der rem. Dazu gehört die Erstellung von inklusiven Angeboten. Viele Vorhaben konnten jedoch bis jetzt durch die Ressourcen des Hauses nicht umgesetzt werden. Aus diesem Grund war die ZUKUNFTSSTARK-Projektförderung grundlegend. Dank des Projekts konnten wichtige Verbindungen zu den Zielgruppen hergestellt sowie nachhaltige Kompetenzen gewonnen werden, die die weiteren Entwicklungen der musealen Angebote der rem begleiten und beeinflussen werden.

Welche Schritte haben Sie unternommen und was haben Sie erreicht?

Aus Gründen der Praktikabilität und der Nachhaltigkeit wurde zu Laufzeitbeginn entschieden, dass sich das Projekt räumlich auf die Dauerausstellung „Versunkene Geschichte“ und die Service-Bereiche des Museum Weltkulturen der rem konzentrieren soll. Im Rahmen des Projekts wurden elf inklusiv nutzbare taktile Stationen geplant und integriert. Teil aller Stationen war auch die Einbettung von Schriften in Braille und Profil. 13 Expert*innen-Videos wurden mit Gebärdensprache und Untertiteln versehen. Ein Weiteres zum Thema „Behinderung in der Steinzeit“ wurde neu produziert. Alle Videos sind auf zwei inklusiv nutzbaren und bedienbaren Bildschirmen in der Ausstellung zu sehen, die über das Projekt angeschafft wurden. Die Videos sind ebenfalls kostenfrei online abrufbar. Für die Service-Bereiche im Erdgeschoss und die Ausstellungsfläche „Versunkene Geschichte“ wurde ein Blindenleitsystem geplant und angebracht. Darüber hinaus wurden auch Handlaufschilder in Profil- und Brailleschrift sowie Aufzugbeschilderungen platziert. Die Planung und Konzeption erfolgte gemeinsam mit dem Badischen Blinden- und Sehbehindertenverein V.m.K. (BBSV). Darüber hinaus wurde für den Besuch der Ausstellung ein Guide in Leichter Sprache erstellt sowie Hands-on-Objekte/Repliken zu den verschiedenen Themen der Dauerausstellung beschafft.
Im digitalen Raum wurde die Webseite der rem vom BBSV auf Barrierefreiheit geprüft und die Änderungswünsche der Zielgruppe umgesetzt. Der Bereich „Leichte Sprache“ wurde durch zusätzliche Texte und Expert*innen-Videos mit Lautsprache, Untertitel und Gebärdensprache erweitert. Ein inklusives Willkommens-Video, ein Video mit Informationen zum Museumsbesuch sowie ein Video zu den neuen inklusiven Angeboten bereichern jetzt die Webseite der rem.

Was war die größte Herausforderung? 

Als große Herausforderung stellte sich die Beschaffung von inklusiven Bildschirmen dar. Nicht viele Anbieter haben Bildschirme mit Tasten in ihrem Sortiment, sondern oft nur Touchscreens. Diese sind jedoch nicht für Blinde und Sehbeeinträchtigte geeignet. Darüber hinaus haben auch die Bestellung und Erstellung der Braille- und Profilschriften für die Ausstellung mehr Zeit und Arbeit in Anspruch genommen als bei Projektbeginn gedacht.

Inwiefern trugen ZUKUNFTSSTARK-Beratung und/oder -Workshops zur nachhaltigen Umsetzung des Projektes bei?

Die ZUKUNFTSSTARK-Beratung, durchgeführt von Erdmännchen&Bär, war in unseren Augen eine große Bereicherung für das gesamte Projekt. Die verschiedenen Sitzungen (Online und vor Ort) haben geholfen, das Projekt zu strukturieren und durch zusammen erarbeitete Strategien die Ziele des Projekts innerhalb der Institution zu verstetigen. Die Berater hatten für alle Fragen immer ein offenes Ohr und gaben wichtige Impulse zur Zusammenarbeit mit der Zielgruppe.

Gibt es Lessons Learned oder eine wichtige Erkenntnis, die Sie mit Mitarbeiter*innen von anderen Kultureinrichtungen teilen möchten?

1. Für uns war die wichtigste Kontaktperson bei Projektbeginn die Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen der Stadt Mannheim. Sie pflegt die besten Kontakte zu den Expert:innen in eigener Sache und kann wertvolle Tipps zur Kontaktaufnahme bieten. Darüber hinaus ist die Person ein wichtiger Vermittler des eigenen Vorhabens innerhalb der Stadt und kann helfen, die neuen Angebote zu verbreiten.

2. Jeder Schritt in Richtung mehr inklusiver kultureller Angebote ist ein Schritt in die richtige Richtung. Das haben uns die Expert:innen in eigener Sache vermittelt. Aus diesem Grund sollte man keine Berührungsängste haben, sondern sich trauen, das eigene Vorhaben im Rahmen eines ersten Treffens mit den Zielgruppen zu schildern. Wir sind überzeugt, dass nur durch einen partizipativen Ansatz ein inklusives Projekt erfolgreich gelingen kann.

3. Eine wichtige Erkenntnis ist auch, dass man eine Vollzeit-Stelle für die Realisierung eines solchen Projekts einplanen sollte. Ein solches Projekt neben anderen Aufgaben umzusetzen wäre sehr schwer und frustrierend geworden. Die ZUKUNFTSSTARK-Förderung bietet die Möglichkeit, Personalkosten einzuplanen, dies machte die Umsetzung des Projekts bei uns überhaupt erst möglich.

Wie geht es mit Ihrem ZUKUNFTSSTARK-Projekt weiter? 

Das ZUKUNFTSSTARK-Projekt war nur der Anfang von mehr Inklusion an den rem. Unser nächstes Ziel ist es, weitere Förderungen für Inklusion zu erhalten und Kolleg:innen zu ermuntern, Inklusion bei den eigenen Projekten mitzudenken. Darüber hinaus soll mittels eines (für den internen Gebrauch) erstellten Inklusions-Booklets die Gestaltung zukünftiger inklusiver Angebote an den rem erleichtert werden. Die Ergebnisse des ZUKUNFTSSTARK-Projekts werden am 3. Dezember 2023, am Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen, im Rahmen eines Aktionstages mit Festakt und inklusiven Führungen der breiten Öffentlichkeit präsentiert.

Was macht für Sie eine „zukunftsstarke“ Kultureinrichtung aus? 

Eine zukunftsstarke Institution ist eine, die Inklusion von Anfang an bei jedem Projekt mitdenkt und inklusive Ziele gemeinsam mit den Expert:innen in eigener Sache plant und umsetzt.

Projektbeteiligte und Kontakt:

Giulia Worf (Projektkoordinatorin) und Kristin Mues (Leitung Bildung und Vermittlung der Reiss-Engelhorn-Museen)

Für die Zusammenarbeit danken wir:

Für die Beratung danken wir:

Erdmännchen&Bär GmbH
Bergheimer Straße 104
69115 Heidelberg
info@erdmaennchenundbaer.de

Ansprechpartnerin:

Giulia Worf
Projektkoordinatorin „Zukunftsstark“
rem | Reiss-Engelhorn-Museen
Tel. +49 (0) 621 – 2933775
giulia.worf@mannheim.de

Die MFG Baden-Württemberg begleitete das Projekt 2022/23 im Rahmen des Investitionsprogramms ZUKUNFTSSTARK im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.