300 Teilnehmer*innen an zwei Tagen: Das war Gemeinsam Digital

Wie können kleine und mittelgroße Museen mit begrenzten Ressourcen digitale Projekte umsetzen? Und wie geht gute Museumsförderung?

Moderatorin steht auf der Bühne, das Publikum ist voll besetzt.
Moderatorin Barbara Kiolbassa begrüßt die Teilnehmer*innen zur Tagung Gemeinsam Digital. | MFG Baden-Württemberg / Jigal Fichtner

Ob beim konzentrierten Arbeiten in Workshops, im Gewusel beim Markt der Möglichkeiten oder bei einer ganz besonderen Keynote: Die Tagung Gemeinsam Digital zeigte eindrücklich, wie wichtig es ist, dass kleine und mittelgroße Museen die Chance haben, ins Gespräch zu kommen und sich über Digitalprojekte auszutauschen.

Wir sagen Danke für den spürbaren Enthusiasmus der Teilnehmer*innen innen – vor Ort wie online – und blicken zurück auf zwei Tage Programm für kleine und mittelgroße Museen. Fotografische Eindrücke haben wir in unserem Flickr-Album zusammengestellt, ein Video-Rüblick gibt einen tieferen Einblick in das Geschehen bei der Tagung. In nächster Zeit veröffentlichen wir außerdem Video-Mitschnitte von ausgewählten Beiträgen – Abonnent*innen des Newsletter Digitale Kultur erfahren davon natürlich zuerst.

Keynote auf der Bühne, aus dem Publikum und per Video

Nach einer Begrüßung mit Jutta Ulmer-Straub vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg startete die Tagung mit einer dreigeteilten Keynote von Anke von Heyl (auf der Bühne), Claudia Baumbusch (im Publikum) und Daniel Autenrieth (via Livestream). 

Viel Good-Practice und Austausch

Museen aus Baden-Württemberg und darüber hinaus stellten in Good-Practice-Vorträgen ihre Digitalprojekte vor und beantworteten Fragen zur Umsetzung. Besonders im Gedächtnis blieb den Teilnehmenden das Entsammlungsprojekt #AltSuchtNeu aus dem Regionalmuseum Chüechlihus (CH), wie eine kurze Abfrage bei der Tagung zeigte, aber auch andere Museen lieferten viel Inspiration für gute Websites und digitale Tools. Auf unser Website sind übrigens einige Good-Practice-Beispiele veröffentlicht.

In Workshops konnten die Teilnehmer*innen ausgewählte Themen wie Social Storytelling, Podcastproduktion und Arbeitskultur vertiefen. Für die Remote-Besucher*innen waren in dieser Zeit eigens konzipierte Online-Seminare geboten. Durch das hybride Setting der Tagung konnten sich die Online-Teilnehmenden am Vor-Ort-Geschehen zudem mit Fragen und Wortmeldungen beteiligen.

"Ein Flughafen voller Ideen"

"Es ist wie auf einem Flughafen voller Ideen: Die Flugzeuge kommen von überall her, landen hier kurz, nehmen etwas mit und fliegen weiter", beschrieb Christian Baudisch vom Fleischermuseum Böblingen die Atmosphäre bei der Tagung. "Wir Einzelkämpfer müssen rausgehen, müssen doppelt netzwerken," sagte er und stellte fest: "Hier lassen sich selbst die Museumsleute gerne etwas erklären."

Kontakte pflegen

"Es geht hier vor allem darum, Kontakte zu pflegen", sagte Stephan Rößler, Galerieleiter der Städtischen Museen Villingen-Schwenningen, dazu, warum er an der Tagung teilnahm. Er komme aus einem "kleinen Haus", die Mitarbeitenden vor Ort leisteten "absolute Grundlagenarbeit". Für mehr fehle die Kapazität. 

Lisa Schmid, wissenschaftliche Volontärin im gleichen Museum, nutzte die Tagung als Weiterbildungsmöglichkeit: "Ich lerne hier viel über Förderstrukturen", sagte sie unter anderem. "Und inspirieren lasse ich mich auch gerne."

Wie geht gute Förderung? 

Darum, wie Förderung funktionieren muss, um Museen in die Zukunft zu tragen, ging es unter anderem am Vormittag des zweiten Tages. "Förderer, die in die Zukunft denken, vereinigt euch!", forderte beispielsweise Jenny Engler-Petzold in ihrem Vortrag. Philipp Berg stellte im Anschluss die Unterstützungsprogramme 100xDigital und transformD der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt vor.

Eva Paulitsch (Stadtmuseum Göppingen) sprach über die Herausforderung, sinnvoll und konsequent an geförderte Projekte anzuschließen und darauf aufzubauen. Sie stellte fest: "Um als Kulturbetrieb nachhaltig Erfolg zu haben, ist es wichtig, gemeinsam mit anderen Aktiven vor Ort etwas aufgleisen, sich öffnen, sich zusammentun." Im Rahmen einer Podiumsdiskussion beantworteten die drei Speaker*innen Fragen aus dem interessierten Publikum. 

Gegenseitige Inspiration im Themencafé

Der Markt der Möglichkeiten mit seinen Ständen und Themencafés war geprägt von gegenseitigem Austausch, Erfahrungsberichten und Denkanstößen.

Was haben zum Beispiel das Freilichtmuseum Wolfegg und eine größere Einrichtung wie die Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim gemeinsam? Sie gehen beide beachtenswerte Wege in Sachen Barrierefreiheit – und fanden im Themencafé Barrierefreiheit der Tagung zusammen, um sich auszutauschen, sich gegenseitig zu inspirieren und voneinander zu lernen.

Museen als dritte Orte

Auch im Themencafé "Communities einbinden" gingen die Teilnehmenden offen und munter in den Austausch. Katharina Hertfelder vom Deutschen Harmonikamuseum Trossingen übernahm spontan die Moderation des Raumes – und war voll in ihrem Element. "Es ist mir eine Freude, euch alle hier zusammenzubringen – und ich nehme selbst so viel mit!"

Die hohe Teilnehmerzahl des Themencafé deutete darauf hin: DieZusammenarbeit mit Dritten treibt viele Häuser um. Kleine und große Häuser merkten, dass sie alle immer wieder die gleichen Themen umtreiben. "Museen als dritte Orte zu denken, das ist wichtig für die Zukunft. Denn so bekomme ich andere Leute ins Museum", war ein wichtiges Fazit dieser Runde.

"Einfach machen!"

"Einfach machen, einfach anfangen": Das war eines der Erkenntnisse, "die man einpflanzen und wachsen lassen möchte" beim Reflektionsmoment mit dem yaw! kollektivs am Ende der Tagung. Als Highlights empfanden viele den Markt der Möglichkeiten, den Austausch untereinander und die Workshops, die die Chance boten, einzelne Themen zu vertiefen.

Wir danken allen Beteiligten für eine tolle Tagung und freuen uns bereits jetzt darauf, die eine oder den anderen bald wiederzusehen – vielleicht schon bald im Rahmen der MFG Digitalwerkstatt, die ab April wieder praxisorientierte Unterstützung für Museumsmitarbeitende bietet? 

Quelle: MFG Baden-Württemberg / Nina Kwiatkowski / Vlora Kleeb
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